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Ennstal-Classic 2025

Aktivitäten werden zu Traditionen, wenn „man“ sie oft genug mit vollem Einsatz aufrechterhält. Was nicht heißt, dass jedermann dies verstehen muss. Lancianews berichtet seit 20 Jahren von der größten österreichischen Oldtimer-Gleichmäßigkeitsveranstaltung, weil …

Unterschiedlich viele Lancias am Start waren, mit renommierten Fahrzeugen (z.B. 2009 mit Sandro Munaris # 14 von der Rallye Monte-Carlo 1972), und mit der bewundernswerten Hartnäckigkeit von Helmut Neverla – als Beifahrer, als Fahrer mit Fulvia 1,6 HF, Fulvia 1,3 HF und Flavia Coupé – Spitzenergebnis 2009 Platz 6 mit Richard Hollinek als Beifahrer – und prominenten Chauffeuren/Beifahrern wie Daniele Audetto und Simo Lampinen.

So auch wieder 2025 – hier der Insider-Bericht von Helmut Neverla:

Juli 2025 – Es war wieder einmal so weit. Der Ruf des Ennstals war wieder bis nach Rekawinkel gedrungen. Die Sucht war unwiderstehlich. Nach zehn Starts musste ich es noch einmal probieren. Copilot wurde gesucht und in der Person von Peter Staud gefunden. Peter ist meiner Meinung einer der besten Copiloten in Österreich und so wurde die Vorbereitung gestartet. Als Vorübung starteten wir beim Revival der Alpenfahrt im Mai, um uns aneinander zu gewöhnen.

Es hat im Großen und Ganzen gut geklappt, nur mein Flavia Coupé hat nicht so wollen, wie ich es wollte. Die ursprünglich eingebaute Zweivergaseranlage ist eher für Rundstreckenrennen als für eine Gleichmäßigkeitsveranstaltung geeignet und deshalb habe ich auf eine Ein-Vergaseranlage zurückgerüstet.

Der Anspruch der Ennstal-Classic hat sich in den letzten zwei Jahren um fast vollständig verändert. Die Schnittprüfungen wurden erweitert, es waren sechs verschiedene Schnitte vorgesehen (30, 35, 40, 48,5 und 50 km/h) und zusätzlich waren am Red-Bull-Ring ein Schnitt von 70 km/h sowie am Stoderzinken drei verschiedene Schnitte vorgegeben. Dazu kamen sogenannte Timing- und Schlauchprüfungen mit vorgeschriebene Minimalgeschwindigkeit bei der Zieldurchfahrt. Die Anzahl der verschiedenen Messungen hat sich auf 48 erhöht.

Ennstal-Classic 2025: Zivilisiert durch die Steiermark

Aber alles der Reihe nach.

Das „Problem“ mit den Beifahrern ist immer bekannt. Den älteren Co-Piloten ist es zu stressig und die jungen können (noch?) nicht mit Twin-Master und mechanischen Stoppuhren umgehen. Schnitttabellen- und Roadbook lesen geht sowieso nicht. Peter hatte beides ziemlich gut im Griff. Nach einem kurzen Training im Wienerwald (verschiedene Schnitte üben) ging es am Dienstag, den 15. Juli frohen Mutes Richtung Ennstal. Dort angekommen, war Zimmerbeziehen angesagt, anschließend folgte die Papier- und technische Abnahme. Das machten 2025 erstmals die Techniker von DEKRA.

Bei unserer Lancia Flavia gab es kein Problem. Fahrgestell- und Motornummer sind original und die Antriebswelle für den Twin-Master ist gut sichtbar.

Dann ging es gleich zur Referenzstrecke. Einmal Zahnräder wechseln und schon hat alles gepasst. Dann zum Stoderzinken, um die notwendigen Referenzpunkte festzulegen. Der Schnitt auf den Stoderzinken liegt bei ca. (zwischen den drei Lichtschranken) 43 km/h (bergauf). Am Abend gemütliches Beisammensein mit einigen erfahrenen Ennstalprofis (Dr. Schöggl, Koffler, Nell, Paulinz usw.).

Mittwoch vormittags gab es die Möglichkeit, Schlauch- und Lichtschrankenprüfungen zu trainieren. Das hat auch nach anfänglichen Schwierigkeiten ganz gut geklappt. Unsere Abweichungen lagen so zwischen 0,05 und 0,08 Sekunden. Das war im Training vielversprechend – sollte halt in der Praxis auch umgesetzt werden können. Am Abend gab es traditionell den tollen Empfang im Schloss Pichlarn mit einem anschließend reichlichem Buffet.

Tag 1: Am Donnerstag früh wurde es dann ernst. Ab 7:30 Uhr Roadbook ausfassen und dieses vorbereiten, alle Schnitte eintragen, Schlauch- und Lichtschrankenprüfungen vorbereiten.

Um 9:24 Uhr starteten wir zum „Prolog“ über 415 km. Das Wetter war mehr als durchwachsen. Alles war vorhanden: Starkregen, Wind und Sonnenschein. Die Streckenführung ging Richtung Süden über den Radstädter Tauernpass zur ZK Mauterndorf, weiters nach Schloss Moosham bis zur Mittagspause zur Ruine Taggenbrunn in der Nähe von St. Veit an der Glan. Nach der Mittagspause fuhren wir über das Klippitztörl zum Red-Bull-Ring. Von dort weiter über den Sölkpass bis Schladming, wo wir geschlaucht nach 26 Schnitt/ Lichtschranken und Schlauchprüfungen gegen 21 Uhr ankamen.

Ennstal-Classic 2025: Fast so schnell wie die Formel 1

Unsere Platzierung war trotz einer von mir verhauten Lichtschrankenprüfung im Mittelfeld (Platz 69 von 185). Nach einem schnellen Nachtmahl und einer Durchsicht unserer Flavia ging es hundemüde ins Bett, denn am Freitag war um 6 Uhr Tagwache.

Tag 2: Der „Marathon“ mit satten 453 Kilometer.

In der Früh wieder Ausgabe des Roadbooks mit den vorgegebenen verschiedenen Prüfungsanforderungen und diese in das Roadbook einarbeiten.

Unser Start um 8:15 Uhr ging gleich mit einer Schnittprüfung los. Anfangs kam mein Peter nicht so richtig in die Gänge und als Draufgabe fuhr noch ein Lieferwagen langsam vor die „Nase“ und ließ uns nicht überholen, somit erreichten wir hier die Höchstpunktezahl in dieser SP. Gott sei Dank konnten wir uns auf den restlichen Prüfungen besser anstellen und im Schnitt landeten wir immer unter den ersten sechzig.

Am späten Vormittag gab es wie alle Jahre eine Zwischenstation in Lunz am See, wo wir herzlich empfangen wurden. Dann ging es zügig in Richtung Steyr. Doch zwischen Göstling und Hollenstein gab es einen schweren Unfall und wir wurden von den Funktionären aufgefordert, direkt nach Steyr zu fahren (jeder nach eigenem Wissen). Ich wählte die Strecke über eine der berühmtesten Sonderprüfungen aus der Vergangenheit. Lassing – Hollenstein war eine der berüchtigtsten SPs in Österreich. Dann ging es schnurstracks nach Steyr zu Mittagspause.

Nach der Pause war eine Timing-Prüfung im Werksgelände vom Steyr, die der Höhepunkt des Tages für uns werden sollte. Wir waren Achtbeste mit wenigen Hundertsteln Sekunden Abweichung von der Idealzeit, aber leider wurde die Prüfung wegen eines Fehlers bei der Meterangabe gestrichen!

Als nächstes war eine Schnittprüfung mit dem Namen „Hölle“ angesagt. Diese war für uns genauso, wie sie hieß. Mitten in der SP blieb die Flavia ohne Vorwarnung stehen. Startversuche waren ohne Erfolg. Batterieanschlüsse, diverse Kabel, Sicherungen überprüft und nichts Auffälliges gefunden. Dann ist mir aufgefallen, dass die elektrische Benzinpumpe kein Geräusch machte. Reserverad raus, Abdeckung von der Benzinpumpe abbauen, mit der Probierlampe Strom gemessen: siehe da, kein Saft an der Pumpe. Nochmals die Sicherungen durchgemessen und sie da bei der Benzinpumpensicherung kam auf der Ausgangsseite kein Strom durch. Sicherung ausgebaut – diese war aber wie neu – weder oxidiert noch durchgebrannt. Trotzdem erneuert und siehe da, die Pumpe gab wieder ein Lebenszeichen von sich. Alles in den Kofferraum geworfen und weiter ging‘s. Wir waren zumindest froh, dass der Fehler gefunden wurde und wir weiterfahren konnten. Der Freitagnachmittag war, wie fast jedes Jahr eine zähe Angelegenheit. Wir hatten bis Gmunden zwar einige Sonderprüfungen, die wir bravourös meisterten, aber die Fahrt durch die Stadt Gmunden zur Zeitkontrolle war mehr als mühsam durch den Freitagnachmittags-Verkehr.

Nach der ZK Gmunden führte die Strecke über Hallstatt, wo wieder eine Schnittprüfung anstand. Mit zwei Hundertsteln Abweichung wieder ein Höhepunkt für uns (nur Platz 12?). Der Rest des Nachmittags war gespickt mit altbekannten Sonderprüfungen.

Gegen Abend dann die SP auf dem Flugplatz Niederöblarn. Eine Standardsonderprüfung seit Jahren. Motiviert von den immer besser werdenden Ergebnissen fuhren wir wieder einmal eine tolle Zeit. Neunter Platz mit zwölf Hundertsteln Abweichung! Die allerletzte Prüfung des Tages war die Einfahrt nach Gröbming mit zwei Lichtschranken und einer vorgeschriebenen Mindestgeschwindigkeit bei der Zieldurchfahrt. Trotz eines kleinen Schnitzers von mir Platz 30.

Das Endergebnis von Tag zwei war natürlich durch den „Tausender“ zu Beginn nicht berauschend. Nur Platz 72. Aber spannend wurde der Samstag mit insgesamt zehn Lichtschrankenmessungen.

Tag 3: Samstag früh ging es zum Stoderzinken. Eine mit vielen Kurven gespickte Bergprüfung, jede Menge Spitzkehren und durchgehend steil bergauf. Wir mussten drei Lichtschranken in vorgegebener Zeit durchqueren. Verschiedene Schnitte so um die 42,5 km/h Schnitt. Erster Lichtschranken nach 3.176 Meter 0,38 Sekunden Abweichung, zweiter Lichtschranken nach 5.549 Meter 0,12 Sekunden Abweichung und gepatzt beim dritten Lichtschranken nach 8.358 Meter 1,10 Sekunden Abweichung – ergab Platz 39.

Nach ca. vier Stunden Pause folgte der „Porsche Design Grand Prix“ mit sieben Lichtschrankenmessungen in der Stadt Gröbming. Bei sieben Lichtschranken kann man siebenmal zu früh oder zu spät durch die Lichtschranken fahren. Die bis dorthin gesamtführenden „Mädels“ haben die Ennstal-Classic 2025 bei dem vorletzten Lichtschranken verloren.

Ennstal-Classic 2025 – Start zum Grand Prix in Gröbming

Aber nun zu uns. Da wir sowieso nichts mehr gewinnen konnten, wollten wir uns zumindest anständig verabschieden. Peter hatte im Vorfeld die Schnitte und Abstände der Lichtschranken berechnet. Weiters sind wir die komplette Sonderprüfung vorher zu Fuß abgegangen. Die Schnitte lagen zwischen 23 und 31 km/h. Die Abstände zwischen den Lichtschranken waren: der längste 714 m und der kleinste mit 15,6 m. Zweimal hatten wir eine Abweichung mit 0,05 Sekunden und leider einmal (bin vom Kupplungspedal abgerutscht) mit 1,28 Sekunden. Das ergab eine Gesamtpunkteanzahl von 318, ist gleich Platz 34 von 144 Startern. Zumindest auf der letzten Sonderprüfung haben wir einige Asse hinter uns lassen können.

Der Gesamtplatz 66 entspricht unserem Können. Um bei der „Musik“ dabei zu sein, sollten zumindest zwei Veranstaltungen im Vorfeld gefahren werden, sonst ist man – „siehe oben“ – chancenlos.

Ennstal-Classic 2025: Helmut Neverla mit den Siegern

Was mich besonders gefreut hat, dass mein lieber Freund Peter Schöggl gewonnen hat. Er ist aber soviel ich weiß, schon mehr als zwanzig Mal gestartet, um 2025 einmal zu gewinnen. Da habe ich ja noch mindestens noch neun Mal die Möglichkeit, mich in die Siegerliste einzutragen.

Ennstal-Classic 2025: der Beifahrer hat keine Augen für die Schönheiten des Sölkpasses

Resümee: Jedes Mal bin ich begeistert von der tollen Organisation, wie gut alles funktioniert und dass das Publikumsinteresse gewaltig ist. In den abgelegensten „Nestern“ stehen Fans mit Transparenten und bejubeln auch noch den 185. Starter. Das ist sicherlich einmalig in Österreich. Das alles ist aus einer Idee von Helmut Zwickl (verstorben 2024) und Michael Glöckner entstanden. Man kann nur gratulieren dazu.

Ob ich noch einmal mir das antun werde, weiß ich noch nicht. Aber wenn im Herbst die Ausschreibung für 2026 kommt, beginne ich wieder nachzudenken.

Helmut J. Neverla / Rekawinkel 31.Juli 2025

Detailinformationen zur Veranstaltung finden Sie unter Autofahren im letzten Paradies – Ennstal-Classic

  • 185 Starter der Baujahre 1922 bis 1972, geteilt nach vier Epochen
  • Prolog am Donnerstag über 415 km mit drei Zeit- und zwei Passierkontrollen
  • Marathon am Freitag über 453 km mit drei Zeit- und zwei Passierkontrollen
  • Grand Prix am Samstag mit sieben Messungen.

Unsere bisherigen Berichte können Sie nachlesen unter

Ennstal-Classic 2023 – LANCIAnews

Ennstal-Classic 2021 – LANCIAnews

Nochmals Rückblick auf Franz Casnys Ennstal-Classic Bilder – LANCIAnews

Ennstal-Classic 2019 – genauso viele Lancia wie 2018 – LANCIAnews

Alle Jahre wieder … – LANCIAnews

Ennstal-Classic 2018 – so viele Lancia wie noch nie! – LANCIAnews

Die 25. Ennstal – Classic – LANCIAnews

25. Ennstal-Classic 2017 – LANCIAnews

Ennstal Classic 2012 – die zwanzigste – LANCIAnews

Ennstal Classic 2016 – LANCIAnews

Ennstal Classic 2014 – LANCIAnews

Es geht ja doch! – Ennstal Classic 2009 – LANCIAnews

Mitten drin, nicht nur dabei bei der Ennstal-Classic – LANCIAnews

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