Ennstal-Classic …… die Dreizehnte?????
Ich bin gerade auf Urlaub, es schüttet ununterbrochen und so bin ich gezwungen, auf meinem Schreibtisch das Chaos etwas zu lichten.
Die letzen Wochen waren etwas hektisch bei mir – diverse Rallyes, Claire`s Geburtstag , unsere Kunden kommen im letzten Augenblick auf die Idee, dass Sie mit dem Auto vielleicht auf Urlaub fahren wollen und dazwischen war noch die Ennstal-Classic.
Als ich versuche mein Chaos etwas unter Kontrolle zu bringen, fallen mir die Ennstal-Classic-Unterlagen in die Hände und sofort kommt ein gewisses Glänzen in meine Augen. Es war eine tolle Veranstaltung mit sehr vielen tollen Höhepunkten, die ich nicht missen möchte.
Es beginnt ja eigentlich schon zu Anfang des Jahres mit der Abgabe der Nennung. Bekommt man einen Startplatz oder nicht? Angeblich haben sich über dreihundert Teilnehmer angemeldet und nur einhundertachtzig wurden schlussendlich angenommen und wir waren bei den Glücklichen. Wer sind wir? Peter Pech, den ich schon zweimal als Co-Pilot bei der Planai–Classic hatte, durfte das Cockpit wieder mit mir teilen.
Dann begann das große Rätselraten? Wie gut sind wir eigentlich bei dem riesigen Starterfeld, wird das Auto halten, werden wir uns nicht blamieren – viele Fragen und (noch) keine Antworten.
Damit wir unsere Nerven ein wenig in den Griff bekommen, sind wir im Juni als Übung die Biedermannsdorf-Classic gefahren. Ein zwar sehr kleines Starterfeld, aber dafür fast nur Ennstalteilnehmer wie Dr.Brandstetter mit einem Flügeltürer Mercedes 300 SL, Baumeister Panis auf einem BMW 328 , Malermeister Weckerle auf Porsche 914 mit Prominenten Copiloten Harald Neger, Familie Baier auf Citroen SM Maserati, Dr.Klackl auf Dino 246 GTS und einige mehr. Um es gleich vorweg zu nehmen das Ergebnis für uns war niederschmetternd: Platz 27 von 30 Teilnehmern, aber wie heißt es beim Theater: Verpatzte Generalprobe – gelungene Erstaufführung.
Da wir die Fehler, die uns zu der schlechten Platzierung verholfen hatten, im Nachhinein erkannt haben, waren wir frohen Mutes, dass es nur besser werden könne.
Als ich am Mittwoch den zwanzigsten Juli im Auto in Richtung Gröbming saß, war die Anspannung der letzen Tage vorbei und mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen ging es Richtung Steiermark.
Dort angekommen haben wir unsere Sachen ins Quartier gebracht und dann ging`s zur Papierabnahme, dort gab es an unserem Auto die einzige Panne an diesem Wochenende – beim Beifahrersitz hatte sich eine Schweißnaht verabschiedet, aber für die Lancia-Mechaniker im Ort war das eine leichte Übung (es gibt in Gröbming wirklich eine Lancia-Vertretung !!!!!). Der Veranstalter hatte sogar Profileute verpflichtet, um an allen Teilnehmerautos die Startnummern anzubringen, damit die aufgeklebten Nummern nicht wie die Gesichter mancher Teilnehmer ausschauten!!!!!!!!!!!!
Schon bei der Abnahme ist der Publikumsandrang gewaltig, Peter und ich durften viele Autogramme schreiben, obwohl wir sicherlich nicht zu den prominenten Teilnehmern gezählt haben. Aber rundherum gab es viel Prominenz und die sind eigentlich wie immer ganz locker und für jedermann (natürlich auch Frau) sehr zugänglich, dort locker.
Am Nachmittag sind wir dann die Referenzstrecke abgefahren und wir hatten das Glück das unser Twinmaster auf ca. acht Kilometer um einen Hauch (ca. 5 Meter) zu wenig angezeigt hat. Da dieser Hauch sich aber nicht ändern lässt, dadurch haben wir Zeit gewonnen und konnten die ersten zwei Sonderprüfungen (die einzigen, die bekannt waren) trainieren.
Der Stoderzinken wurde heuer zum ersten Mal auch bergab als SP gewertet, aber der Veranstalter hat sich auf kein Risiko eingelassen und hat die Zeit für die Bergab-SP um fast 45 sec. Gegenüber der Bergfahrt verlängert. Bei diesen beiden Sonderprüfungen ist eine Zeitangabe vorgegeben und man muss versuchen, diese mit möglichst ohne Abweichung zu erreichen.
Nach einem ersten gemeinsamen Abend mit allen Teilnehmern ging es dann am Donnerstag erst so Richtig zur Sache.
Das Ergebnis der ersten beiden SPs Stoderzinken war so einigermaßen akzeptabel mit bergauf 81/100 und bergab 31/100 Sekunden Abweichung lagen wir so um den 80. Platz (bei ca. 170 Teilnehmern).
Ab 17 Uhr war dann der Start des ersten Autos zu dem 190 km langen Nachtprolog, gespickt mit weiteren vier SP. Mit Startnummer 158 kamen wir um 19Uhr 38 zur Startrampe und fünf Minuten vorher bekamen wir das Roadbook für den Nachtprolog in die Hand, was im Auto natürlich für etwas Stress sorgte, da vom Start sofort eine SP gestartet wurde. Aber kaum war die Startflagge gefallen, war volle Konzentration angesagt und die Nervosität war verflogen. Auf dieser und auf den restlichen SP dieser Nacht haben wir uns auf den 20. Gesamtplatz vorgearbeitet – eine tolle Leistung meines Beifahrers, da er nicht nur alle 100 Meter die Durchfahrtszeit ansagen musste, sondern auf einer Prüfung die Navigation extrem schwierig war und er das tadellos gemeistert hat (einige Team haben sich bei dieser SP so verfahren, dass sie aus der Wertung ausgeschlossen wurden).
Nach einer kurzen Nacht (um 2 Uhr zu Bett und um 7 Uhr wieder Aufstehen) ging es dann zur Tauernrunde. So wie am Vortrag bekamen wir das Roadbook wieder einige Minuten vor dem Start und es begann wieder mit einer 17 km langen SP, die wir mit nur 24 Punkten beendeten (pro Hundertstel Sekunde gibt es einen Punkt), bei der anschließenden Flugplatz-SP haben wir 30 Punkte erreicht – für den Anfang eine tolle Leistung. Aber dann kam eine der schwierigsten Sonderprüfungen – der Sölkpaß zwischen Enns- und Murtal. Das Problem am Sölkpaß ist, dass 13 km keinen Anhaltspunkt (Abzweigungen, Hinweistafeln) im Roadbook vermerkt sind, wo man die gefahrene Länge gegenüber dem Roadbook überprüfen kann. Man
fährt gegen einen unsichtbaren Gegner. Heuer wurde noch dazu die Prüfung aufgeteilt und es wurden aus dem Sölkpaß zwei Prüfungen gemacht (damit man doppelt Abweichungen „aufreißen“ kann). Im ersten Teil waren wir sehr gut unterwegs und mit 93 Punkten sicher im vorderen Feld, aber dann kam das Unglück in Form eines Oldtimerautobusses, dem ein tschechischer Tourist entgegen kam, und keiner von beiden konnte sich entscheiden, wer zuerst fährt und so war die Straße für ca. 30 Sekunden blockiert. Und da es bis zum Ziel der SP nur mehr zwei Kilometer waren und trotz meiner, von Sandro Munari gelernten, etwas heftigen Fahrweise fassten wir 697 Punkte aus.
Aber auch andere Teilnehmer hatten so ihre liebe Not auf dieser Prüfung. Bernd Jensch mit einem Volvo wurde von einer Kuhherde fast eine Minute aufgehalten (Beschwerden werden beim Salzamt entgegengenommen!) und somit ebenfalls eine Menge Punkte ausgefasst.
Auf den restlichen Prüfungen (an diesem Tag insgesamt neun)ging es uns wie auf einer Achterbahn – einmal ganz oben = 5 Punkte und dann einmal ganz unten = 610 Punkte. Wir konnten uns das nicht so recht erklären, da wir der Meinung waren, wir haben alles richtig gemacht und erst nach einem langen Gespräch mit Werner Fessl haben wir dann den Grund gefunden, warum es bei uns so kunterbunt auf und ab ging.
Unsere Fulvia hat a) Frontantrieb und b) die Tachoabnahme ebenfalls vorne und auf Prüfungen, die steil bergauf und Spitzkehren hatten, hat unser Auto zuviel Schlupf und dadurch haben wir am Twinmaster eine falsche Anzeige. Da wir in der Tauernregion so ziemlich alle Berge rauf und runter gefahren sind, haben die Veranstalter etliche Prüfungen eingebaut, wo man bis zu 32 km keine Korrekturmöglichkeit gehabt hat.
Am Ende des Tages waren wir auf den 29. Gesamtplatz abgerutscht. Vor uns Dieter Quester, zwei Plätze hinter uns Klaus Wildbolz. Ich war aber nicht enttäuscht, da es mein Ziel war, unter die ersten Dreißig zu kommen und das hatten wir erreicht.
Am Samstag gab es noch eine sehr schnelle Dreierprüfung in Gröbming, wo wir uns im Gesamtklassement noch um zwei Plätze verbessern konnten.
So, jetzt habe ich den Schreibtisch wieder einmal aufgeräumt und die Ennstalunterlagen im Archiv verstaut und überlege, ob ich mir das noch einmal antun werde ……. Na ja war schon eine tolle Veranstaltung und wer von uns ist nicht stolz, sein Auto vor soviel Publikum herzuzeigen, auch wenn es nicht um die Weltmeisterschaft geht, der Kampfgeist erwacht in jedem von uns ……oder????
Mit sportlichem Gruß aus dem Caströlsumpf
Helmut J.Neverla / 7.2005
PS: Ich hoffe ich habe Euch nicht zu sehr gelangweilt mit meiner Geschichte, aber man muss es selber einmal erleben.
Mehr Photos auf meiner Homepage: www.auto.neverla.at