Aus unserem Archiv ein Bericht aus dem Jahr 2012 –
Was soll ein Außenstehender wie ich nach vielen Berichten über die Ennstal Classic noch erzählen, ohne dass der Leser schnell weiterblättert? Übersicht und Details mit Eigen- und Fremdsichten sind im Internet www.ennstal-classic.at zu finden, die Fotos der immer selben Lancias kennt schon jeder. Die Fragen, die man als Besucher den Teilnehmern stellen kann, sind überflüssig und quälend, weil sie nicht die Atmosphäre des „Mittendrin-Seins“ und des sportlichen Drucks erfassen können.
Red Bull Ring – grandiose Kulisse für Gleichmäßigkeit
Als Helmut Zwickl als international bekannter Motorjournalist (Hintergrund „Kurier“) mit Michael Göckler aus Gröbming (Hintergrund Tourismusverband Gröbming) 1993 die Ennstal Classic zum ersten Mal veranstalteten, war das eine Pioniertat mit ungewisser Zukunft. Es gab zu dieser Zeit mit Ausnahme der Mille Miglia keine der heute so bekannten und gerühmten Oldtimerveranstaltungen, bei denen man sein wertvolles altes Auto und sein Ich stolz präsentieren konnte. Ganze 30 Starter kamen Ende August 1993 nach grimmigen Regen- und Schneewetter ins Ziel nach Gröbming – Walter Röhrl mit einem Austin Healey (natürlich) als Sieger. Franz Wittmann, Karl Wendlinger, Herbert Völker, Dietrich Mateschitz, Dr. Alfred Prokesch, Dieter Quester, Dr. Gert Pierer, Ernst Chalupa sowie Vater und Sohn Pfaff auf Flaminia Convertibile zierten die Ergebnisliste. Eine veritable Gleichmäßigkeitsrallye über die näheren und weiteren Berge sowie ein hochkarätiger Rennwagenspektakel in Gröbming aufgeputzt mit vielen Namen aus der internationalen Rennsportszene waren die Bestandteile der Erfolgsgeschichte Ausgabe Nummer 1. Der Slogan „Fahren im letzten Paradies“ ist nicht nur werbewirksam sondern auch richtig.
Regen, Nebel und Bergfahrten gut überstanden – Gran Tourismo
Zwanzig Jahre später sind es noch immer diese Bestandteile, welche nun 230 Teilnehmer (Nennungen und Hoffnungsvolle gibt es viel mehr), Tausende Zuschauer an der Strecke und nochmals Tausende zum Grand Prix in Gröbming locken. Aus klein, fein, locker und gemütlich ist groß, oligarchisch, verbissen bis gerade noch lächelnd und fast protzig geworden. Helmut Zwickl und Michael Glöckner rufen, fragen die Prominenten (bezahlen die Spesen) schreiben aus und selektieren – und alle, die etwas auf sich halten, kommen (die Teilnehmer nach Zahlen eines nicht unbeträchtlichen Nenngeldes, es sein denn, sie sind auch prominent aus Sport, Film und Wirtschaft – dann zahlen es gütige Sponsoren aus den Automobilwerken). Vier Tage Spektakel in tollem Umfang, mit jeder Menge Presse, Fernsehen („Seitenblicke“, bei denen auch in einem Nebensatz erwähnt wird, dass auch eine Rallye mit einem Sieger stattgefunden hat), Devotionalienverkauf usw. usw.
Gerade noch ausreichende Motorisierung – Aurelia B20 GT Bj. 1957
Ihr „Berichterstatter“ erhält, weil in den Adresslisten von diversen Oldtimerveranstaltungen, im Frühjahr ein buntes Einladungsschreiben der Veranstalter mit dem Angebot nach Bezahlung von 420,- € (ohne Quartier) Mitglied des Classic Clubs zu werden. Dann fühlt man sich drei Tage an den „Brennpunkten“ der Veranstaltung auf Tribünen, in Verpflegungszelten und an ausgewählten Zuschauerplätzen als VIP, ist mitten drin. Habe ich nicht angenommen, bin mit der eigenen Fulvia wie in den letzten Jahren über wunderschöne, einsame Bergstraßen in Ennstal gereist, habe außerhalb von Gröbming die steirische Gastlichkeit genossen, an einigen mir interessant scheinenden Punkten (Red Bull Ring, PK Haus im Ennstal sowie SP Flugplatz Niederöblarn) die Teilnehmer „besichtigt“ und bin wieder über die sieben Berg zurückgereist.
Der Lichtschranken auf dem Red Bull Ring – Mischka/Mischka
Herbert Völker, früher Chefredakteur, dann Herausgeber der „autorevue“, DER Autor der Rallyeszene, fuhr auch 2012 wieder mit, wieder mit Jochen Mass (auf einem Mercedes 300 SL Roadster), beschreibt seit Beginn 1993 seine Eindrücke von dieser Veranstaltung. Er sollte diese Berichte gesammelt in einem kleinen Buch herausgeben (Zwickl hatte ihn in der Beginnzeit natürlich für seine beiden Ennstal-Bücher „eingespannt“).
Zuerst in der „autorevue“, in den letzten Jahren in der Tageszeitung „Die Presse“ (die heuer die Kommunikation der Ennstal Classic maßgebend unterstützt hat), weit über den Tag, die Veranstaltungen hinausgehend kommt hervorragend formuliert das zum Leser, was von außen nicht eingefangen werden kann – siehe oben:
- Aus den Tagen der freien Liebe (nur die Lesebrille passt nicht ganz ins Bild)
- Die Mühsal der alten Zeiten
- Zeig mir dein Heck, Aurelia.
Flugplatz Niederöblarn – einmal kurz Angasen, dann zum Lichtschranken schleichen
Lancianews sollte von den Lancias bei der Ennstal Classic 2012 berichten. Es waren nicht allzu viele. Fast alle waren schon mehrmals am Start (Typenbezeichnungen nach Angabe der Teilnehmer!)
- Herr und Frau Hess aus Leipzig mit einer Aurelia B52 Cabrio (Bj. 1951)
- Georg Geyer und Gerald Hegenbart auf einer Aurelia B24 S Convertibile (Bj. 1957)
- Josef Mayrhofer und Horst Schafhauser auf Aurelia B20 S GT (Bj. 1957)
- Herr und Frau Steinbacher auf Flaminia Super Sport Zagato (Bj. 1958)
- Herr und Frau Mischka auf Fulvia 1600 HF (Bj. 1971).
Super Sport heißt … Steinbacher/Steinbacher in Niederöblarn
Die Fotos hat wieder Franz Casny bereitgestellt, herzlichen Dank. Ich durfte ihn und seine Fulvia 1,3 rallye durch Sonne, Wolken und heftigen Regen begleiten, nicht mittendrin, aber doch etwas näher dabei.
E. Marquart / 7.2012
Zum Abschluss Fotos von drei „Urgesteinen“, die immer wieder ins Ennstal kommen, um die Atmosphäre zu genießen.
Sir Stirling Moss, Baujahr 1929, mit dem Jaguar C
Hans Herrmann mit dem Mille Miglia 300 SLR von Juan Manuel Fangio
Rauno Aaltonen und Helmut Artacker – immer ganz knapp dran
Und als Highlight das Ehepaar Dr. Florian Kunz – es stehen auch andere Autos in der Garage (Aston Martin, Mini etc.), aber man quält sich eben gerne – Beste im Grand Prix in Gröbming.
Traute Zweisamkeit vor den Lichtschranken