Bericht Teil zwei der leider nicht erfolgreichen Reise an die Cote d’Azur. Auch sonst unzerstörbare Volvos zeigen Ermüdungserscheinungen – zum unpassendsten Moment.
Sie erinnern sich noch an den 1. Teil von Peter Landrichters Bericht? Die beiden Peters hatten mit Glück das Problem der Lichtmaschine inklusive Halterung gelöst und waren dabei, mit heruntergelassenem Visier die nächste Zeitkontrolle innerhalb der Öffnungszeit zu erreichen, als …
Rien ne va plus …
… aber es gab nur einen ohrenbetäubenden Krach! Ich ließ den Wagen sofort rechts ausrollen, da ich überzeugt war unsere Konstruktion wäre zusammen-gebrochen und die Trümmer davon verteilten sich gerade gleichmäßig im Motorraum. Wir sprangen raus, rissen die Motorhaube auf – nichts! Die Konstruktion prangte in ungetrübter Qualität! Also wieder rein und weiter – aber da war es dann klar: Das Getriebe hat uns verlassen, oder – zumindest fürs erste – der zweite Gang. Unter der musikalischen Begleitung von im Gehäuse umhertollenden Zahnrädern, setzten wir unsere Fahrt fort – aber es wurde uns langsam klar, dass diese Rallye Monte Carlo Historique für uns zu Ende war. Nicht nur, dass uns langsam die Zeit ausging (und die Ausschlusstoleranzen sind bei dieser Rallye relativ knapp), es konnten weder das Getriebe noch die Lichtmaschinenkonstruktion die noch verbleibenden ca. 1.800 km halten.
Traurig und müde fuhren wir unser Service in St. Cecile les Vignes (den Namen werde ich auch nie vergessen) an und ließen uns von meiner Frau Conny und Peters Tochter Sonja trösten. Hektische Telefonate mit dem ÖAMTC in Wien und allen möglichen einheimischen Stellen ergeben, dass Volvo Getriebe aus dem Jahre 1968 und passende Lichtmaschinen in ganz Südfrankreich – zumindest auf die Schnelle – nicht auftreibbar waren. Also gaben wir der Fahrtleitung unseren Ausfall bekannt und organisierten die Abholung des Volvo. Gott sei Dank hat das Service den Rest des Tages frei. Die beiden verbleibenden Teams rollten jetzt noch nach Monaco und würden am nächsten Tag auf dem Weg nach Valence wieder hier in der Gegend vorbeikommen. Nach ungefähr fünf Stunden Warten kam der Abschleppwagen und brachte uns in das – uns bestens bekannte – Montelimar!
Also gingen wir essen und ließen uns vom ÖAMTC (Danke an die gelben Engel aus Wien!) einen Leihwagen organisieren, der – leider – in Avignon abzuholen war. Also essen gehen und dann mit dem LKW auf nach Avignon. Dort nahmen wir im erstbesten Hotel ein Zimmer und schliefen alle einmal ausgiebig.
So ging’s weiter …
Unsere beiden Teamkollegen – Gerry mit Helmut im „scharfen“ Hundeknochen-Escort und Erich und Basti im Porsche hatten den Rest der Nacht und des darauf folgenden Tages zum Glück ziemlich problemlos hinter sich gebracht und lagen nicht schlecht im Rennen. Gerry war nach dem „Concentration leg“ sogar beachtlicher 47. – von immerhin 326 gestarteten Fahrzeugen. Peter Weilharter übernahm (als arbeitsloser Beifahrer) „seinen“ Service-LKW und Conny fuhr die nächsten Tage mit mir im Leihauto weiter. Am Morgen machen wir einen kurzen Bummel durch Avignon und brachen dann auf, um der Service Crew zu helfen und um noch ein bisschen Rallye Luft zu schnuppern. Außerdem interessierte mich natürlich, wie es Gerry und Erich gehen würde.
Gerry ging es ziemlich gut. Er hatte die zweite Sonderprüfung (Tournette – Puget Theniens über 31,571 km) gewonnen (!) und sich in der Gesamtwertung ziemlich nach vorne geschoben. Auch Erich hielt sich beachtlich und war immer locker im ersten Drittel des Feldes zu finden. Das Service am dritten Tag war ziemlich wichtig, da hier alle auf Spikes wechseln wollten.
Eine der nächsten Sonderprüfungen wurde von den erfahrenen alten „Monte-Hasen“ als Eiskanal beschrieben. Also Tanken, Radwechsel und wieder los. Da beide verbliebenen Autos praktisch gleichzeitig beim Service eintrafen, wurde es doch noch ziemlich hektisch. Wir blieben bis zum Schluss des Service, dann musste der LKW wieder zum nächsten Servicepunkt losfahren. Wir erkundigten uns noch kurz bei unserem Vorarlberger Porsche-Freund, wie es ihm bis gegangen war und verabschiedeten uns dann in Richtung Süden.
Telefonisch erfragten wir dann die weiteren und – leider auch nicht sehr erfreulichen – Ereignisse. Gerry war in der 5. Sonderprüfung ausgefallen. Irgendein Wurm hatte sich in die Elektrik des Escort geschlichen und ihm während der SP plötzlich sämtliche Lichter abgedreht. In der darauf folgenden Finsternis war er leider ausgeritten und zwar so unglücklich, dass der Wagen zwar ohne Kratzer war, aber allein nicht mehr auf die Straße zu bringen war. Also musste zuerst die SP fertig gefahren werden. Erst dann konnte der Service-LKW zu Gerry kommen und ihn mittels Seilwinde wieder auf die Straße bringen. Damit war (natürlich) die Ausschlusstoleranz auch vorbei und – die kleinen Negerlein … war(en) nur noch eines …
Also waren am nächsten Tag auch Gerry und Helmut bereits – so wie wir – unterwegs nach Monaco. Dort wollten wir unsere Wunden lecken und noch ein bisschen Urlaub anhängen. Aber auch bei Erich ging nicht alles problemlos weiter.
Wir waren gerade in Monaco angekommen und hatten uns wieder mit Gerry und Helmut getroffen, als uns die Hiobsbotschaft ereilte, dass bei Erich wieder einmal die Zündspule defekt wäre und er auch draußen wäre.
Kurz darauf erfuhren wir, dass der Service LKW eine Reifenpanne hatte und möglicherweise nicht rechtzeitig zum nächsten geplanten (Tank-)service kommen könnte. Im nächsten Telefonat kam die Meldung, dass Erich dank Gert Pierers Zündspule weiterfahren konnte, aber auch, dass Peter noch immer an den Radbolzen des LKW schweißen musste. Also machten wir uns für ein Not-Tankservice bei der Einfahrt von Monaco bereit und versuchten bei Porsche nochmals eine (Hochleistungs-)Zündspule zu besorgen. Das war aber leider nicht möglich. Gegen Einwurf von geringen Münzmengen ist es allerdings dann doch gelungen bei einem Porsche Mechaniker eine gebrauchte aufzutreiben – aber erst um 18:00 Uhr. Ungefähr zu dieser Zeit sollte Erich in den Parc ferme einfahren – und dort ginge dann nichts mehr. Also haben wir den Porsche Mechaniker am Schlafittchen gepackt, telefonisch ein Rendezvous absagen lassen und zum geplanten Service samt Zündspule mitgenommen Es war alles arschknapp, aber es ist uns gelungen direkt vor der ZK die Zündspule umzubauen und Erich noch genug Sprit für die „Nacht der langen Messer“ einzufüllen!
Doch inzwischen hatte uns eine wirklich sehr üble Nachricht ereilt. Nachdem die gebrochenen Radbolzen geschweißt waren, war Peter – im Bemühen noch rechtzeitig das geplante Service zu erreichen – etwas eilig mit dem Service LKW unterwegs und da ist ihm plötzlich die Straße ausgegangen und er hatte die 6,5 Tonnen auf die Seite gelegt.
Kein leichtes Unterfangen – aber „Spezialisten leisten Besonderes“ war schon immer unser Motto! Also war wieder einiges an Klebearbeit notwendig, um zu guter Letzt mit dem LKW wieder gut nach Hause fahren zu können. Erich und Basti haben die „Nacht der langen Messer“ bravourös gemeistert und haben als einzige unser Minimalziel erreicht – bei unserem ersten Antreten bei dieser Traditionsrallye unter im ersten Drittel zumindest ins Ziel zu kommen. Gert Pierer hatte in einer SP gegen Ende der Veranstaltung Pech und rutsche im Gesamtklassement ziemlich weit nach hinten. Unsere Vorarlberger Trommelschläger erreichten den hervorragenden 25. Platz. Dazu ganz unsere herzliche Gratulation!
… und so zu Ende!
Trotz unseres Ausfalls haben wir die angekommenen Teams zur „Siegerverherrlichung“ begleitet und gebührend bejubelt.
Zusammenfassend kann ich nur sagen, die Rallye Monte Carlo historique war eine tolle Veranstaltung, die man jedem, der alte Autos gerne auf schönen Straßen – sportlich – bewegt, nur empfehlen kann. Und vergesst das Tausendstelsuchen –
hier gelten Gott sei Dank andere Kriterien!
Und zum Schluß noch ein ganz besonderes Dankeschön an meine Sponsoren, ohne deren Unterstützung das Abenteuer nicht stattgefunden hätte:
Vredestein-Reifen + Wien-Tourismus + Castrol Austria
Peter Landrichter / 2.2009
Noch ein abschließender Seitenblick auf eine niederländische Fulvia 3: