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Alter hat nicht allzu viele Vorteile, aber bei der Oldtimer Messe in Tulln hat mir die junge Kassiererin unaufgefordert eine ermäßigte Eintrittskarte gegeben. Hurra, 2,- € erspart, das war fast ein Kaffee und weniger Skrupel, dass ich wieder ohne Not oder Anlass nach Tulln gefahren bin.
Auch 2018 stellte ich mir die Frage, warum fährst Du wieder nach Tulln? Du brauchst nichts bzw. das, was du vielleicht bräuchtest, gibt es in Tulln nicht. Die Leute, mit denen du plaudern wirst, hast erst vor kurzem gesehen usw. Aber … Samstag frühmorgens angereist, auf den riesigen Parkflächen, die mittels Shuttlefahrzeugen mit dem Messegelände gut verbunden sind, sofort einen Parkplatz gefunden, ohne langes Anstellen die ermäßigte Eintrittskarte erstanden und die erste Halle betreten.
Die prinzipielle Organisation des Ausstellungsgeländes war nicht gegenüber den letzten Jahren geändert, eine große Halle mehr für Teile und Krimskrams, routinierte Bewirtung, klare Wegweiser und erstmals eine durchgängige Beschriftung der Ausstellungsflächen mit österreichischen Fahrzeugen. DIN A2 groß wurden Bezeichnung, technische Daten und Geschichte von Marke und Modell vorgestellt. Alexander Trimmel hat sich mit viel Mühe um Konzept und Umsetzung verdient gemacht. Individualismus ist gut, aber bei einer Jubiläumsveranstaltung sollte man doch die Intentionen des Veranstalters sehen können.
Ursprünglich hätte dem Motorsport in Österreich mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden sollen, doch die meisten Marken bzw. Markenclubs zeichnen sich durch hervorragende Unsportlichkeit aus, sodass nur ganz wenige Stände dieser Idee folgten.
Der Lancia Club Österreich hatte als einer der wenigen Aussteller dieses Motto eindrucksvoll umgesetzt. Allerdings war die Ausstellungsfläche war gegenüber den Vorjahren um ein Viertel durch den Veranstalter verkleinert worden, das ergab Raum für drei wirklich sportliche Lancia-Fahrzeuge mit österreichischer Motosportgeschichte:
- Delta Integrale
- Stratos HF 3.0
- Beta Montecarlo Bergrallye.
Den Delta Integrale stellte die Firma Karlhofer aus Bärnbach in der Steiermark zur Verfügung – http://www.delta-integrale.com/ – ein Fahrzeug mit österreichischer und internationaler Geschichte in Händen von Franz Wittmann:
1987 2. Platz Staatsmeisterschaft HF 4WD (Schneerosen 3., Kärnten 2., ARBÖ 1., Steiermark 1.)
Rallye Neuseeland (WM-Lauf): Team Mauro R.T. – 1. Platz TO 60996F, # 361830 – [Literatur R. Klein 1987/88 – S 102, 144, 155 – Blaettel/Wagner, Lancia Delta]
1988 Staatsmeister HF 4WD, Integrale (Frühling 1., NÖ 1., Saturnus (YU) 1., Barum (CSSR) 1.,
Kärnten 1., Steiermark 1., Semperit 1.) – Argentinien (WM Lauf): Team Mauro R.T. – 3. Platz Platz TO 60996F, # 361830 – [Literatur: R. Klein 1988/89 – S 124, Blaettel/Wagner, Lancia Delta]
Der Stratos HF 3.0 ist das Rallyecross-Meisterschaftsauto von Franz Wurz aus dem Jahr 1976 (mit 2,4 l-Motor) in der österreichischen Rallyecross-Staatsmeisterschaft und Europameisterschaft. Es wurde 1977 mit einem Spezial 3,0 l-Motor eingesetzt, wieder österreichischer Staatsmeister und Sechster in der Europameisterschaft. Das Fahrzeug wurde danach von Andy Bentza eingesetzt und in bedauernswertem Zustand in eine Scheune gelagert. Vor drei Jahren hat Alexander Wurz das Wrack gekauft und bei Schmidt-Racing in Wien 22., – http://www.schmidt-racing.at/main.php?lan=de&page=firm – total restaurieren lassen. Nachzulesen in der autorevue 2016/11 „Familiengold“.
Beta Montecarlo Bergrallye
- Baujahr 1977, wurde ursprünglich als Rundstreckenfahrzeug in der Schweiz eingesetzt. Wurde dann nach Ö verkauft und stand dann einige Jahre in einer Garage.
- 2012 Wiederbelebung als Rennfahrzeug für Bergrennen und Bergrallyes. (Motor: 1995 ccm, Saugmotor mit 180 PS, Flachschieber, Kugelfischereinspritzung, Willwood-4 Kolben-Bremsanlage, Trockensumpfschmierung)
- 2013 Umbau auf Turbo Gruppe 5 FIA Wagenpass (Motor: 1752 ccm mit ca. 280 PS!, DOC Box Getriebe)
- 2018 Umbau auf elekt. Einspritzung IAW Weber
Erstes Rennen: September 1977 – von 1977 bis 2016 – Klasse E-1, ab 2006 – Historische Klasse
Größte Erfolge:
- Vizeeuropameister FIA – EM
- Vizeeuropameister FIA – Zone
- Vizeeuropasieger Bergrallye
Zur Zeit bei speziellen Bewerben in der Steiermark „Bergrallyes“ – http://www.bergrallye.at/ im Einsatz.
Was bleibt mir nach zweimaligem Rundgang durch die Hallen und das Freigelände in Erinnerung? Erstmal der Kontrast zur Expo Salzburg, wo vieles professioneller wirkt. Hier die liebevoll, einfach gebauten Stände der Clubs – dort die professionellen Anbieter. Hier eine Vielfalt von Marken und Kategorien – dort durch die Nähe zu Deutschland Porsche, Porsche und Porsche und Mercedes. Hier die bunte Aufstellung der Oldtimerbesitzer im Freigelände, wo es fast interessantere Fahrzeuge als in den Hallen zu sehen gab – dort Hallen mit Privatanbietern ohne Atmosphäre. Das soll keine Wertung sein, nur die Eindrücke eines bereits etwas müden Oldtimerbesitzers wiedergeben. Glücklicherweise fehlt beiden Messen die drangvolle Enge der Fiera in Padua.
Die Marke Lancia war neben dem Clubstand des LCÖ ganze einmal durch einen Privatanbieter eines Beta HPE präsent! Draußen auf dem Freigelände gab es einige bunte Fahrzeuge: zwei Flavia Coupés, ein Fulvia Coupé S1 aus der Slowakei, die schöne rote Ardea aus Hollabrunn, ein 2000er-Coupé und den Beta Montecarlo, der auch am Seiberer am Start war.
Nein, ich wiederhole die eingangs gestellte Frage nicht. Aus Ausstellerkreise war leise Kritik an der Unbeweglichkeit des Veranstalters zu hören, in den Zubehör- und Verkaufshallen gab es erstaunlich viel „Luft“, nur ein qualifizierter Buchhändler war anwesend, es gab kaum „Wühltische“ für Zeitschriften und nur wenige gut sortierte Teilehändler (das Angebot im Freien konnte ich allerdings nicht überblicken).
Also, nichts Neues in Tulln?
E. Marquart / 5.2018
Der weiße Montecarlo ist tatsächlich ein Beta Coupé 2000 ie, samt Woody schon über den Seiberer gestürmt vor wenigen Wochen
Herzlichen Dank für die Korrektur, es freut uns, dass unsere (fehlerhaften) Berichte so aufmerksam gelesen werden.
Mit freundlichen Grüßen
E. Marquart