Oberflächlichkeit des deutschen Oldtimer-Boulevards: Vergleichsfahrten sportlicher Fahrzeuge der 1970er-Jahre. Darunter ein biederes Lancia Fulvia Coupé S3 bloß sportlich bemalt, aber das fiel in der Redaktionsstube niemandem auf.
MotorKlassik Juli 2014
Da steht man am Bahnhof im Zeitschriftengeschäft, die Fulvia ist bereits auf den Autoreisezug verladen, und sucht Lesestoff für die Reise von Wien nach Innsbruck. Die „Engländer“, die „Italiener“, die (?) Österreicher und die deutschen Magazine – wo gibt’s etwas über Lancia, was man den lancianews-Lesern empfehlen/nennen könnte?
Juli ist wohl schon flaue Urlaubszeit, denn ich habe (fast) nichts gefunden. Da stach mir das Hochglanz-Magazin „MotorKlassik“ ins Auge, Titelbild „Der große Fahrspaß-Test“ mit einer Lancia Fulvia mit schwarzer Motorhaube. Gekauft, durchgeblättert und Vorurteil bestätigt bekommen.
„Routeclassiche“ bringt zu jedem Bericht eine attraktive Dame, welche unpassend auf, neben oder im vorgestellten Fahrzeug posiert. Und „MotorKlassik“ bleibt bei Auswahl und Beschreibung der Fahrzeuge an der Oberfläche, Hauptsache plakativ, bunt und mit Wiedererkennungseffekt. Audi quattro, BMW 2002 tii, Lancia Fulvia Coupé, Renault Alpine A110 und VW-Porsche 914 werden in kurzen Fahrberichten vom deutschen Rennfahrer Markus Winkelhock und übersichtlichen technischen „Fenstern“ beschrieben.
Dass eine biedere, mit schwarzer Motorhaube versehene S3 Fulvia als Fulvia HF bezeichnet wird tut ein bisschen weh, die technischen Daten zeigen die Großserienspezifikationen. Die Erwähnung, dass Sandro Munari „trotz Frontantrieb und 89 (!) PS“ die Rallye Monte Carlo gewonnen hätte, muss wohl das Ergebnis langer und intensiver Recherchen gewesen sein.
Besser diese Erwähnung als keine?
PS: Im Anzeigenteil findet man einen einzigen Hinweis auf Lancia, ein B24-Foto mit link zu einer Händler.
PPS: Auf der Homepage des Lancia Club Deutschland finden Sie einen Bericht über die Entstehung des oben genannten Berichtes.
E. Marquart
So ist das dann im „main-stream“ der aus dem Boden schiessenden Magazine (Kommentar aus 2019): jede Redaktion möchte sich mit etwas Interssantem profilieren. Die Story und die Fotaos werden schon passend gemacht. Der „main stream“ findet das toll, die Menge an Lesestoff übersteigt sicherlich die übliche Menge der Auffassungsgabe. Lassen wir ihnen den Eindruck – solange sie die ernsten Liebhaber nicht stören.