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Lancia bei Rallyes in den 1960er- und 1970er-Jahren

Beginn einer Berichtsreihe über Lancias Einsätze im internationalen Rallyesport – wo, wann und mit welchen Erfolgen waren die Fahrzeuge des Reparto Corse Lancia unterwegs.  Von der Flaminia bis zum Delta Integrale.

3-Städte-Rallye 1965: W. Radler/K. Sassarak - Lancia Flaminia Coupé
3-Städte-Rallye 1965: W. Radler/K. Sassarak – Lancia Flaminia Coupé

Nachdem ich in den letzten Jahren die Geschichte der Beteiligung von Lancia – als Reparto Corse Lancia bzw. als HF Squadra Corse und Lancia Marlboro – mehrmals aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet hatte – siehe Rubriken „Titel“ und „Aktuelles“ – könnte man noch die Chronologie der Veranstaltungen darstellen. Teilweise ist dies bereits erfolgt

  • Österreichische Alpenfahrt III (August 2005)
  • Heimspiele – Fulvias bei den italienischen Rallyes (November 2011)
  • Rallye Monte Carlo 1972 („Aktuelles“ Jänner 2012)
  • Italienische Heldensagen I und II – Straßenrennen in Italien (April 2012)
  • Wintersport in Schweden (Februar 2013).

Wenn wir nun den Veranstaltungskalendern durch die Jahre folgen, können wir das Antreten Lancias in mehreren Artikel beschreiben. Literatur zu den einzelnen Rallyes ist nur in eher geringer Anzahl vorhanden, einzig über die italienischen Rallyes gibt es einige Bücher, über österreichische und französische Bewerbe eher noch weniger: Ich weise auf die vorhandene Literatur jeweils bei den einzelnen Berichten nochmals hin.

Da ich die Internationale österreichische Alpenfahrt im August 2005 sowie die Rallye dei Fiori/Sanremo im Artikel „Heimspiele“ im November 2011 ausführlich beschrieben habe, werde ich in meiner Artikelserie bei lancianews in den nächsten Monaten Berichte über folgende Veranstaltungen bringen:

  • Vergessen und fast zu vergessen: 3-Städte-Rallye 1963 – 1967
  • Coupe des Alpes: Schneller Sommer in den französischen Alpen
  • Fast-Heimspiele in Österreich (Semperit Rallye und 1000 Minuten Rallye)
  • Akropolis: Viel Staub und wenig Freude
  • TAP: Urlaub in Portugal?
  • Tour de Corse: Trüber Herbst auf Korsika
  • RAC: Viel Freude im nassen Großbritannien + Ergänzung 1970 Keine Freude im sonnigen Schottland

Vergessen und fast zu vergessen: 3-Städte-Rallye 1963 – 1970

3-Städte-Rallye 1963: W. Radler/G. Kiesenebener - Appia
3-Städte-Rallye 1963: W. Radler/G. Kiesenebener – Appia

Zu Beginn der 1960er-Jahre begann langsam der Umbruch in der Ausrichtung von Rallyes. Die alten Konzepte der Langstrecken-Rallyes mit Handicap-Wertungen gingen langsam zu Ende, die Sonderprüfungsrallyes aus Skandinavien kommend änderten langsam auch die „alten“ Rallyes und auch die Umweltbedingungen (zunehmender Verkehr und Touristen in den entlegenen Jagdgründen) machten ein Umdenken notwendig.

Ein Rezept – lange vor den all umfassenden EU-Gedanken – war das Ausweichen in Länder hinter den damals noch dichten Eisernen Vorhang. Besonders für Österreich waren die Grenzen nicht ganz so dicht, die leeren Straßen lockten mit neuen, in Mitteleuropa nicht mehr zulässigen Herausforderungen: höhere Schnitte auf Verbindungsetappen und langen Sonderprüfungen. So wurde 1963 die Rallye München – Wien – Budapest aus der Taufe gehoben: ADAC + ÖAMTC und der ungarische Autoclub veranstalteten gemeinsam eine grenzüberschreitende Rallye, die anfangs auch ohne Meisterschaftsprädikate recht viele Teilnehmer anlockte. Ursprünglich hatten Willy Löwinger und der ÖASC die Idee zu dieser Rallye, die Pionierleistung wurde ihm „behördenseits“ (OSK = ÖAMTC) weggeschnappt, aber er kreierte 1964 die „Donau Castrol Rallye“ nach diesem Konzept, aber mindestens eine Stufe anfordernder: Regenburg/Prag – Wien – Rumänien via ÈSR und Ungarn.

Beiden Rallyes war aber eines bald gemeinsam – die Zeit hatte sie überholt, die Langstrecken-Rallyes waren nicht mehr zeitgemäß, anfangs der 1970er-Jahre verschwanden sie vom Sportkalender (Donau-Rallye) oder schrumpften zu regionalen Veranstaltungen (3-Städte-Rallye in Bayern).

3-Städte-Rallye 1965: G. Pianta/L. Lombardini - Platz 7
3-Städte-Rallye 1965: G. Pianta/L. Lombardini – Platz 7

Mit Erreichen eines internationalen Meisterschaftsstatus war auch die 3-Städte-Rallye für Lancia interessant(er) geworden. 1963 und 1964 noch von regionaler Bedeutung, war sie bereits 1965 ungarischer Europameisterschaftslauf. Lancia war nur 1965 und 1966 werksseitig am Start in München.

3-Städte-Rallye 1965: Trautmann/Trautmann - Siegerauto Coupe des Alpes
3-Städte-Rallye 1965: Trautmann/Trautmann – Siegerauto Coupe des Alpes

Die Europameisterschaft hatte 1965 für Lancia mit Claudine und René Trautmann einen sehr erfreulichen Lauf genommen: 3. Platz bei der Akropolis-Rallye (Flavia Coupé), 2. Platz bei der Rallye Genf (Coupé), 2. Platz Rallye Vltava (Coupé), 4. Platz Rallye Polen (Coupé), Sieg beim Coupe des Alpes (Zagato), nicht platziert bei der 1000 Seen-Rallye (Zagato) = Führung in der Europameisterschaft vor Rauno Aaltonen auf Mini.

Jahr Datum # Fahrer/Beifahrer Erg. Fahrzeug
1965  8. Okt. 31 R. Trautmann/C. Trautmann

TO 714001
32 G. Pianta/L. Lombardini

7

Leider gab es einen Motorschaden für die Trautmanns auf einer der faden Vollgas-Sonderprüfungen in Ungarn. Das war das Ende der Europameisterschaftshoffnungen, bei der RAC-Rallye in England trat Lancia nicht mehr an.

3-Städte-Rallye 1967: L. Cella/L. Lombardini - "Zwangsrast" in Weyer/OÖ
3-Städte-Rallye 1967: L. Cella/L. Lombardini – „Zwangsrast“ in Weyer/OÖ

Besser lief es 1966, als Leo Cella/Luciano Lombardini mit der Fulvia HF antraten. Der zweite Platz hinter Makinen/Easter auf Mini war ehrenvoll, wurden doch der Europameister Gruppe 1 L. Nasenius, A. Cavallari auf GTA und alle Porsche 911 geschlagen.

Jahr Datum # Fahrer/Beifahrer Erg. Fahrzeug
1966  7. Okt. 114 L. Cella/L. Lombardini

2

TO 769486

Die 1966er-Veranstaltung war auch die rühmliche Ausnahme in dieser Rallye, wo sonst bestenfalls das Wetter die Herausforderung war (1963 tiefer Winter im Waldviertel, 1969 dichter Nebel in Ungarn). Wenige, meist uninteressante Sonderprüfungen führten zu abnehmendem Interesse der Rallyefahrer und damit zum langsamen Ausklingen und Rückzug nach Bayern.

3-Städte-Rallye 1967: Karger/Wessely auf der Fulvia 1,3 HF des Importeurs Denzel
3-Städte-Rallye 1967: Karger/Wessely auf der Fulvia 1,3 HF des Importeurs Denzel

Eine kleiner österreichischer Nachtrag: Walter Radler aus Wien gewann 1962 und 1963 die Österreichische Rallye-Staatsmeisterschaft der 1.150 ccm Klasse auf einer Appia, Lancia stellte ihm in den Folgejahren Fahrzeuge für österreichische Veranstaltungen zur Verfügung: 1964 für das Flugplatzrennen in Aspern ein Flavia Coupé 1,8 sowie für Rallyes eine Fulvia Berlina, mit der Walter Radler auch bei der 3-Städte-Rallye startete. 1965 war das Auto noch eindrucksvoller – ein Flaminia Coupé, auch bei der 3-Städte-Rallye eingesetzt.

3-Städte-Rallye 1964: Radler/Kiesenebner auf der Fulvia Berlina 2C
3-Städte-Rallye 1964: Radler/Kiesenebner auf der Fulvia Berlina 2C

E. Marquart / 3.2013

Es kann nicht immer Lancia sein: Der Autor mit G. Kafunek auf FIAT 1964
Es kann nicht immer Lancia sein: Der Autor mit G. Kafunek auf FIAT 1964

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