Aus unserem Archiv – der Osterhase kommt für brave Lancisti (vor allem) in Italien …
In Abwandlung des klassischen Winckelmann-Wortes haben zwei Freunde das Land der Lancias mit der Seele ge(be)sucht. Der folgende Bericht zeigt das breite Spektrum qualifizierter Eigentümer historisch wertvoller Lancias.
Da man ja nicht dauernd seine freien Tage in der Garage verbringen kann und der Frühling droht, braucht man als Lancisti auch Alternativen. Also schnell Auspufffreund anrufen, Agriturismo organisieren und ab geht’s in den Süden. Ziel ist die Gegend rund um Triest und Görz vulgo Collio genannt. Freundin ist natürlich auch dabei, weil dort soll ja dort auch Gewand und Schuhe in den Geschäften geben, man höre und staune, so was auch!
Als fahrbarer Untersatz stehen ein Lancia Kappa – der noch knapp als passendes Fahrzeug durchgeht – und ein Golf – würg – für diesen explorativen Urlaub zur Verfügung. Grund, wie immer, man murkst in der Garage an seinen alten Lancias herum, wird aber nie rechtzeitig zum Urlaub fertig und das schlechte Wetter- Salz auf der Pack, pfui, das will die Fulvia nicht!
Angekommen in Gradisca d’Isonzo die erste Überraschung, das Agriturismo ist super gut – daher sagen wir nicht, wie es heißt – und es ist kälter als in Wien! Darum kommen die Italiener also nach Wien, weil daheim können sie sich nur warm anziehen!
Bei einem ausgezeichneten Abendessen ist schnell der nächste Tag geplant: Freundin macht mit dem Golf Sightseeing – heißt, sie geht mit eigener Kreditkarte Gewand und Schuhe kaufen. Wir mit dem Kappa besuchen unseren Freund in Romans und gehen ein bisserl Appia fahren.
Tolles Auto so eine Appia, mit so wenig PS und drei Leuten schwimmt man sehr elastisch und leise im Verkehr mit. Außerdem hat sie eine positive Wirkung auf die Straßenkollegen, jeder lässt einem die Vorfahrt und die Passanten drehen sich mit einem kennenden Grinsen um. Designmässig gibt es wenige Autos aus den frühen 1960ern mit so einer zurückhaltenden Eleganz, muss damals die richtige Wahl für den Mann auf der ersten Erfolgsstufe gewesen sein.
Suchen Sie eine S2-Fulvia? Diese ist zu haben – siehe unten!
Triest ein Fixpunkt für den gelernten Friaul-Touristen! Ist ja auch echt schön die Stadt – eigentlich Wien minus Donauinsel plus Adria, fein, so was fühlt man sich gleich heimisch. Am zweiten Tag waren wir dort nur mit einem Sonderauftrag. Anders als die meisten Besucher der Stadt, die sich im Specci für zwei Capucc, den Wert einer Routeclassiche und Auto d’Epoca aus der Tasche ziehen lassen, haben wir die Garage von Maurizio de Marco ( http://www.concinnitas.it/ )unsicher gemacht! Ein, zwei alte Lancias sind dort neben anderen durchaus erwähnenswerten Resten der Autovergangenheit immer vorhanden. In unserem Fall ein wunderhübsches 2. Serie Coupe zum Verkauf – Kaufanfragen an
MAURIZIO DE MARCO info@concinnitas.it – und unverkäuflich „das Biest“ in Form eines Werks-Stratos.
Auf die inneren Werte soll man schauen …
Man kann sich solchen Autos nähern wie mein Auspufffreund, der bei so einer Ikone immer weiche Knie bekommt, oder so wie ich, der im Bewusstsein ein geistesgestörter Oldtimerfan mit kognitiver Dissonanz zu sein, alles mal als Krax’n bezeichnet – nur so bekommt man Abstand! Hilft aber nix, weil ein geiles Tier ist so ein Stratos schon.
Muss man mal sehen! Da haben geniale Leute ein Superchassis zusammengebastelt, den richtigen Motor reingehängt, traumhafte Karosserie drüber und damit dann alles niedergebügelt, was rallyemäßig Rang und Namen hatte. Nur bei der Lackierung – irgendwie schaut das alles nach Pinsel aus Omas Rumpelkammer aus.
Leider hat meine Oma keinen Stratos in der Rumpelkammer!
Tja, den Rest des Urlaubs braucht man nicht gesondert erwähnen. Alles wie gehabt: Essen – Schlafen – Capuccino – Riesenostereier kaufen – Schuhe logisch – Gewand logisch – Rückreise irgendwann zwingend – Wien, Sonne und warm unlogisch – Urlaub aus, Schade!
T.C. / 4.2008