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Meine privaten „Steckenpferde“ und Interessen überdecken seit Jahren die „objektive“ Berichterstattung in lancianews. Einerseits nicht ganz freiwillig, andererseits mit einem gewissen Stolz ob der Möglichkeit auch über bedingt interessante Dinge schwatzen zu können. Über das „einerseits“ jammere ich ja traditionell, es können nicht genügend Zugriffe auf unsere Berichte sein, noch besser wären aber viel mehr Berichte aus vielen Federn. So muss sich der lancianews-Leser mit eher subjektiven Artikeln zufriedengeben.
Meine Steckenpferde sind bekannt: die verflossene Rallyezeit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und Berichte über die heute (eingeschränkt) artgerechte Bewegung der erhaltenen Pretiosen – bei sportlichen Bewerben. Als „Unentwegter“ hatte ich mich nach Kauf meiner Fulvia 1,3 HF 1994 fleißig an den damals attraktiver gewordenen Gleichmäßigkeitsbewerben teilgenommen, um nach (für mich) zu langer Zeit festzustellen, dass auch eher lockere Sportarten tierisch ernst genommen werden können – aus flotten Spazierfahrten mit Navigationsaufgaben wurden beinharte 1/10-Sekunden- Kämpfe (mit Einsatz jeder möglichen technischen Unterstützung im Fahrzeug und am Firmament).
Seit 2008 unterstütze ich Kurt Schimitzek, Steirer, den es nach Bayern verschlagen hat, bei der Organisation seiner Rallyes für ähnlich Zurückgebliebene: Steirische Winterrallye und 1000 Classic in Ostösterreich. Dort sind (?) und waren 1/10-Sekundenspiele im Bündel der Gesamtanforderungen eher von geringerer Bedeutung. Im tiefen steirischen Wald auf Eis und Schnee sollte man erst einmal zeitgerecht bei den Zeitkontrollen eintreffen, bevor die 1/10-Sekunden ins Gewicht fallen.
Wer Kurts Rallyes fährt, weiß, dass er mindestens ein Mal im Jahr zum reinen Vergnügen Anfangs Februar an die Cote d’Azur fährt, um genau das zu machen, was er laut Ausschreibung den Teilnehmern seiner Rallyes „ersparen“ will: 1/10-Sekunden wixen, so 2024 in 17 Wertungsprüfungen (mit ungefähr 10 Messstellen pro Prüfung) über 327 km. Und das seit vielen Jahren, mit nicht erlahmender Hartnäckigkeit und vielen, mutigen Beifahrer*innen. Die Ergebnisse spiegeln trotz optimaler Ausrüstung, nicht ganz billiger Vorbereitung und Betreuung den Reiz des Rallyesports wider. Abgesehen von Defekten und groben Patzern gab es ehrenwerte Platzierungen bis unter die ersten Zwanzig – bei bis über 300 Startern!
Das Thema Klimawandel wollen wir hier nicht diskutieren, denn auch die WRC-Rallye Monte Carlo bewegt sich seit längerer Zeit mit aberwitzigem Tempo über meist staubtrockene Asphaltsträßchen. So 2024 auch die Historique. 253 Nennungen, Start in Glasgow, Reims, Bad Homburg, Mailand und Monte Carlo, Treffpunkt Monte Carlo, drei Runden mit 17 Sonderprüfungen zwischen Monte Carlo und Valence. Der AMC – 26e Rallye Monte-Carlo Historique – Automobile Club de Monaco (acm.mc) – bietet den Interessenten eine professionelle Internet-Site, auf der man zeitnahe alle Informationen findet – und mit Bildmaterial den blauen Himmel und die staubigen Straßen bewundern kann. Aus den rallye-typischen Unabsehbarkeiten wie Wetter, Navigation, Topografie wurde auch 2024 eine 1/10-Sekunden-Wixerei, die Beobachter mit offenem Mund die Köpfe schütteln lässt. Nach den 16 Wertungsprüfungen über 310 km hatte das belgische Siegerteam auf Opel Ascona 960 Punkte Differenz eingefahren, 70 Punkte weniger als der zweitplatzierte Mini und 130 weniger als das drittplatzierte Beta Coupé.
2023 hatte es in der Lancia-Community Grund zum Jubeln gegeben, als die jungen Schweizer Enz/Seeberger auf einem Fulvia Coupé überlegen gewonnen hatten. Als Startnummer 1 führten sie 2024 das Feld an, spielten „Staubsauger“ und erreichten Platz 16 mit 1.550 Punkten. Die Marke war eindrücklich vertreten: zwei Stratos, vier Beta Coupé, zwei Beta Montecarlo, 14 Fulvia Coupés und eine Fulvia Zagato scheinen im Endklassement auf. Kurt Schimitzek mit Beifahrer Stefan Fleck erreichten den Platz 43, pendelten zwischen den Plätzen 25 und 53. Die Erklärungen warum, werde ich nicht erfragen, weil ich sie nicht verstehen würde. Kurt versucht seit Jahren, mir diese Anforderungen samt Lösungen zu erklären, schade um die Mühe.
E. Marquart / 2.2024
Die Fotos sind von der Homepage des Veranstalters und von der französischen Internet-Site https://forum-auto.caradisiac.com/topic/599215-rallye-monte-carlo-historique-2024-3101-au-0702-2024/ .
PS: Das „Logo“ der 2024-Veranstaltung ist historisch richtig: Rallye Monte-Carlo 1954 – die Damen Mmes Pochon und Renaud, Siegerinnen des Coupe des Dames und Platz 7 im Gesamtklassement auf Renault 4CV.