Den Mutigen und Findigen gehört die Welt – zuerst überlegen, vorbereiten, Werkzeug machen und los geht’s!
Das richtige Werkzeug für die Fulvia-Steuerkette
Der aus der Feder unseres Herausgebers mit großem Aufwand erpresste Bericht über eine technische Aufgabe soll Ihnen zeigen, dass bei lancianews auch selbstzupackende Enthusiasten am Werk sind, nicht nur Schreiberlinge!
Es soll ja vorkommen, dass bei unseren geliebten Fulvias hier und da die Steuerkette gewechselt werden muss. Erkennen tut man das an einem rasselnd-schlagenden Geräusch des Motors, das den Fulvia-Azubi gleich an Motorrevision denken lässt. Meistens ist es aber einfach altersbedingter Verschleiß der Steuerkette, die sich im Lauf der Jahre ausgedehnt hat.
Natürlich gibt es in unserem Garagenumfeld einige Spezialisten, die so was auch in drei Monaten schaffen. Ursache ist hier meist ein Porsche, auf den man bergauf nicht zuviel Zeit verlieren will, damit man ihn dann bergab voll betonieren kann. Hierzu ist es natürlich notwendig, dass man die arme Fulvia bergan so tritt, dass einem die Zähnt, sprich Ventile, rausfliegen!
Den Steuerkettenwechsel brauchen wir nicht diskutieren, den kann eh jedes Kind. Hier eine Kurzfassung aus der Reparaturanleitung: Ventildeckel ab, Ventilspielschrauben raus, Motor solange drehen bis das Kettenschloss sichtbar wird, öffnen und neue Kette an alte Kette befestigen, Motor solange drehen bis neue Kette den Platz der Alten eingenommen hat und mit neuem Kettenschloss verbinden.
Einfach oder? Ist es aber nicht!
Erstens ist vergessen worden dazu zuschreiben, dass man höllisch aufpassen muss, dass die Steuerkette bei dieser Prozedur ständig unter Spannung zu halten, damit sich die Position von Nockenwelle zu Nockenwelle und Kurbenwellenzahnrad nicht verändert. Ist man da nicht auf der Hut, gibt es sofort verbogene Ventile und eine Motoreinstellung direkt zur Kopfüberholung für paar hundert Euronen.
Zweitens ist die Verbindung der neuen Kette knifflig, weil sie eben neu, damit kürzer und daher meist nur mit erheblichem Kraftaufwand zusammenzuziehen ist – na und da kommt dann das Spannwerkzeug zum Einsatz.
Als Material besorgt man sich mal ein 4 mm dickes Bandeisen, am besten kostenlos irgendwo bei einem Abbruch-Container. Dann biegt man sich die Dinger wie in der Zeichnung angegeben, aber mit reichlich Übermaß im Schraubstock und mit Hammer zu. Im nächsten Schritt spannt man die beiden zugebogenen Bandeisen formschlüssig zusammen, nimmt die Eisensäge – die faulen Warmduscher die Flex – und bringt das Ganze auf Maß. Mit der Feile – Duschergemeinde, eh scho’ wissen – die Breite zufeilen.
Tja, dann ist man eigentlich schon fast fertig! Langloch im oberen Teil mit 5,5 mm Bohrer überlappend vorbohren und dann mit einer dünnen Feile – so es Duscher, das seid Ihr mit eurer Flex, Dremmelmixer oder Proxxonquirl langsamer – schön parallel ausfeilen, 8 mm-Loch bei beiden Teilen durchbohren und ein wenig vergrößern, im unteren Teil ein M5-Gewinde entsprechend dem vorderen Ende des Langloches anbringen….. Das Wichtigste zum Schluss: die Kralle. Teile zusammenschrauben mit der Feile – ich sag jetzt nix – in der Mitte eine 6×10 mm Öffnung reinfeilen und von der Seite mit einem 5 mm-Bohrer durchbohren – Fertig!
Übrigens, das hier gezeigte Spannwerkzeug ist für eine Erstserie-Kette. Für die zweite Serie müsste man die Krallenöffnung größer machen.
Verwendung wie im Bild gezeigt, Kettenglieder in die Kralle einhängen und M8-Schraube zudrehen bis das Kettenschloss reinflutscht!
Viel Spaß dann noch für den nächsten Porsche!
T.C. / 11.2008