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Goldene Hochzeit einer Lancia Aurelia B12

Aus unserem Archiv: Vor über 10 Jahren hatte Peter Steiner seine Lancia Aurelia B12 restauriert – der Bericht aus dem Jahre 2005 ist aber immer noch lesenswert.

Nach 50 Jahren findet der Originalmotor wieder in eine Lancia Aurelia B12 zurück. Peter Steiner aus Zeltweg erzählt von der Motorrevision seines B12 Motors. Bei seiner Aurelia Berlina handelt es sich um den Wagen von Frau Smoliner; ideal, denn in Bianca Saratoga lackiert, korrespondierte der Wagen perfekt mit Herrn Smoliners eigener, schwarzen B12, welche er mit dem 2,2 lt. Motor auf das Leistungsniveau der B20 GT steigerte. Die weiße B12 ging in der Folge durch wenige Sammlerhände in Österreich (z.B. Rhomberg in Vorarlberg), hatte aber mittlerweile einen “Ersatzmotor” drinnen. Nachdem Peter Steiner den Wagen erworben hatte, eröffnete sich die Möglichkeit, den Motor mit der Originalnummer zu dieser B12 aus dem Sammlungsbestand ex-Smoliner zu erwerben. So nahm Peter Steiner das Projekt in Anlauf, diesen Originalmotor zu revidieren und schließlich nach exakt 50 Jahren der Erstzulassung wieder mit seiner B12 zu vermählen, quasi “goldene Hochzeit”.

Originalmotor einer Lancia Aurelia B12
Originalmotor einer Lancia Aurelia B12 (Foto 1)

Nach dem Kauf des Originalmotors für meine B12 mit der Motornummer 2214 begann die Suche nach Daten und Unterlagen – es bedurfte vieler Freunde, bis ich alle nötigen Infos hatte.

Phase 1:

Am 4. Mai 2003 konnte mit dem Zerlegen begonnen werden (Foto 01):

Mit Erleichterung stellte ich fest, dass ein Kolben festgefahren und die Laufbüchsen stark eingefahren waren, sonst gab es keine größeren Schäden (Foto 02).

Aufgeschraubter Motor einer Lancia Aurelia B12
Aufgeschraubter Motor einer Lancia Aurelia B12 (Foto 2)

 

Auf dem Zylinderkopf befanden sich 20 Stempel, unter anderen auch das Produktionsdatum mit 22.10.1954 (Foto 03).

Aufgeschraubter Motor einer Lancia Aurelia B12
Aufgeschraubter Motor einer Lancia Aurelia B12 (Foto 3)

Eine Nocke ist bei der Welle leicht eingelaufen (Foto 04), die Lager zeigen leichte Gebrauchsspuren.

Aufgeschraubter Motor einer Lancia Aurelia B12
Aufgeschraubter Motor einer Lancia Aurelia B12 (Foto 4)

Aus der Kurbelwelle wurden die Verschlussstopfen herausgebohrt, die Kanäle gereinigt und die Stopfen erneuert. Anschließend wurde die Welle noch poliert. (Foto 06).

Kurbelwelle einer Lancia Aurelia B12
Kurbelwelle einer Lancia Aurelia B12 (Foto 6)

Nun benötigte ich für die Reinigung des Motors 46 Stunden (Foto 07). Beim 8. Foto sieht man sehr deutlich die Einlaufspuren, so dass ich die Buchsen auf das zweite Übermaß schleifen ließ.

Aufgeschraubter Motor einer Lancia Aurelia B12
Aufgeschraubter Motor einer Lancia Aurelia B12 (Foto 7)

Phase 2:

Folgende Arbeiten wurden beim Motorenschleifer durchgeführt:
– Motorblock feinbohren, honen + 0,60 mm Zylinderköpfe planen, Nut
nachsetzen, Ventilführungen auslaßseitig wechseln, Ventilsitze fräsen, reinigen, montage.
– Stössel planschleifen. Kolben aufziehen.
– Kurbelwelle – Lagerspiel Haupt- und Pleuellager ausmessen, polieren,
– Verpfropfungen der Ölkanäle entfernen, reinigen, Kanäle neu verschrauben.

Folgende Teile wurden erneuert:
– Sechs Originalkolben mit Übermaß 75,6mm
– Ventilführungen für Auslaßseite
– Alle Ventile und Ventilfedern
– Beide Stirnräder und die Steuerkette
– Alle Pleuel- und Hauptlager
– Eine geschliffene Nockenwelle.

Ferner wurden noch die Wasser- und die Ölpumpe, der Starter, die Lichtmaschine, der Verteiler und der Kühler überholt und einige Teile erneuert. So mussten z.B. bei der Wasserpumpe die beiden Lager erneuert und die Welle nachgefertigt werden.

Phase 3:

Ein Jahr verging, bis ich alle Teile hatte und die Arbeiten erledigt waren. Mit dem Zusammenbau konnte auf den Monat genau 50 Jahren nach der Produktion im Oktober 2004 begonnen werden!

Zuerst die Kurbelwelle, die Kolben und die Nockenwelle (Foto 09).

Aufgeschraubter Motor einer Lancia Aurelia B12
Aufgeschraubter Motor einer Lancia Aurelia B12 (Foto 9)

Die Köpfe sind schon montiert, leider mit verschieden starken Dichtungen = Demontage – neue Dichtungen in Padua besorgt und wieder neu montiert  –  hier ist auch die Motornummer auf dem Kopf schön zu sehen).
Warum gibt es beim Anschluß für die Kardanwelle keinen Simmering? Hier sorgt ein Rücklaufgewinde an der Kurbelwelle für den Rücktransport des Motoröles (Foto 06).
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Nach dem Zusammenbau wurde der Motor noch auf der Werkbank mit dem Starter durchgedreht – aber es war kein Öldruck da! Erst nach Demontage des Ölfilters und durch Einführen eines Benzinschlauches in den Ölkanal konnte die Ölpumpe entlüftet werden.

Nach Montage des Vergasers wurde der Motor – immer noch auf der Werkbank stehend – gestartet und unter lautem Getöse (nur mit Auspuffkrümmer) lief Nr. 2214 ohne Vibrationen!

Phase 4:

Nun wurde der Motor Nr 3167 aus der Aurelia ausgebaut (Foto 12), konserviert und Nr. 2214 eingebaut. Mit neuen Motorlagern und Gummischeiben für die Kardanwelle.

Hochzeit einer Lancia Aurelia B12 mit ihrem neuen alten Motor
Hochzeit einer Lancia Aurelia B12 mit ihrem neuen alten Motor (Foto 12)

Nun wird er vorsichtig eingefahren und soll bis zum 12. Mai. voll betriebsbereit sein, das ist genau das Datum der Einzelgenehmigung 1955, drei Tage vor dem Staatsvertrag. Am 17. Mai 1955 wurde das Kennzeichen W 8.000  für die STADLAUER MALZFABRIK AG Wien 21, Smolagasse 1, zugeteilt.

Zeltweg, im Jänner 2005

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