Unsere Korrespondenten kommen in der großen, weiten Lancia-Welt herum – und schicken uns schöne Berichte, nach 2015 Patrick Hellmüller aus der Schweiz nun Dr. Willi Kaufmann aus Deutschland. lancianews dankt vielmals für den Beitrag und die Fotos, von denen wir einige wenige ausgewählt haben.
Lancia bringt die Leute zusammen
Der ganz große Kreis historischer Lancia-Fahrzeuge mit 10 unterschiedlichen Länderkennzeichen: die Sliding Pillar Rallye kam mit St. Valery sur Somme in der Picardie wieder auf den Kontinent. Das ist nicht nur ein „stehendes Bild“, sondern als quicklebendig rollendes Museum gemeinsam mit den über 140 Teilnehmern richtig großes Theater, an dem jeder mitwirken kann, eigentlich sollte.
Im Vordergrund stehen fünf Lambdas, eine besondere Dilambda, sechs Augustas in mehreren Kostümen, drei Aprilias, 18 Aurelias, sechs Appias – zwei Zagatos mussten zu Hause bleiben, die besten Genesungswünsche! – , zwei Ardeas; dann durften auch die „F-Lancias“ als ganz echte Lancia-Träger mit sechs Flaminas, und je fünf Flavias und Fulvias mitmachen. Alle Fahrzeuge waren quicklebendig und auf der Achse hergekommen – naja, die beiden Australier hatten wohl maritime Hilfe. Viele Motorräume wurden aus den unterschiedlichsten Gründen geöffnet, keiner aus Not. Liebevolle Kühlmittelergänzung und ein bisserl Öl aus einer Blechdose – die passive Liebesfähigkeit unserer voll-analogen Lancias ist doch etwas Wundervolles.
Vor diesen freigiebigen Fahrzeugen bildeten sich sofort kleine Theatergruppen, die in freundschaftlichem Diskurs einzelne Schwerpunkte ausarbeiteten: electronic ignition, carburettor setting/tuning, difference between engines of Dilambda and Astura – and everybody is invited to join the discussion. Andere Gesprächskreise widmeten sich den Abweichungen bei Technik und Karosserie bei gleichen Fahrzeugtypen – Lancia war da immer sehr „lebendig“. Dem Berichterstatter ist die Wiedergabe niederländischer oder französischer Schwerpunkte wegen unzureichender Sprachkenntnisse hier nicht möglich – aber es gab da so einiges.
Der freundschaftliche Austausch war ein allgegenwärtiger.
Die Streckenführung zeigte uns Straßenzustände wie zu den Entstehungszeiten unserer Fahrzeuge in einer übergrünen Landschaft, teil winkelig, teils schnurgerade zum Horizont, immer abwechslungsreich. Das Roadbook bot manchmal „leichte“ Überraschungen, aber am Ziel fanden wir alle einander wieder. An einem Abend zeigte uns das Diner in einem historischen Eisenbahnzug von 1897, dass seither einige Fortschritte wohl erzielt wurden, manche Fluglinien sich heute aber an der „sitztechnischen Menschenverdichtung“ von damals zu sehr anlehnen.
Es ist leicht und wunderbar, über den Tellerrand unserer Clubveranstaltungen hinauszuschauen und trotzdem im Lancia-Territorium zu bleiben – die Sliding Pillar Rallye.
Dr. W. Kaufmann / 6.2017