Die verborgene Perle: Lancia Flaminia Coupé
Zusammenfassung des „Scheunenfundes“ vom Juli 2011
Oft wird ein “Barnfind” zur größeren Aufgabe. Nicht in diesem Fall. Qualität des Fahrzeuges, Aufbewahrung an einem geeignetem Ort, vorsichtiger Transport „nach Hause“ sowie überlegte Prüfung vor Inbetriebnahme sicherten Freude vom ersten Starten an.
Flaminia Coupé im Fuhrpark der Redaktion
Seit einigen Jahren wird in Oldtimerkreisen die Hierarchie “auf den Kopf gestellt”. Heute sind es nicht mehr die top-restaurierten Exemplare, die das große Staunen hervorrufen. Vielmehr sind es die vormals vernachlässigten Exemplare, man würde heute sagen “über Jahrzehnte trocken eingelagert und konserviert”. Am Besten natürlich in Originalzustand, das heißt Originallack, die Mechanik aufgrund geringer Fahrleistung wenig abgenützt, das Interieur gut patiniert, insgesamt der Wagen für Jahre unberührt.
Die Lancianews-Redaktion ist immer auf der Suche nach solchen Exemplaren. Vor Kurzem haben wir über ein Flaminia Pininfarina Coupé berichtet, welches in Mailand nach 35 Jahren trockener Lagerung hervorgeholt wurde und nun den Fuhrpark der Redaktion ergänzt. Nochmals die Eckdaten des Fundes:
Zugelassen 1961
- 15 Jahre in einer fachkundigen Hand als Direktionsfahrzeug der Lancia Repräsentanz Monza
- Nach durchschnittlich 8.000 km jährlicher Fahrtleistung im Jahr 1976 abgestellt
- Anschließend 35 Jahre trockene Lagerung, 2011 reanimiert.
Im vergangenen Herbst wurde der Wagen nun nach Österreich überstellt und die sorgfältige Wiederinbetriebnahme vorbereitet. Zum Zustand des Wagens und erfolgten Arbeiten wie folgt:
- Originale Lackierung verblichen: diese wurde aufgearbeitet, über mehrere Tage poliert
- Keine strukturellen Rostprobleme
- Interieur mit originalem Conolly-Leder, sehr seltene Farbe “grün” (diese Farbe wurde von Pininfarina bei seinen Kleinstserien zu der Zeit gerne verwendet, aber noch nie in einer Flaminia gesehen). Der Sitzbezug musste herunter genommen werden, da der 50 Jahre alte Schaumstoff darunter bereits zerbröselt war; nach erfolgter Verbesserung des Unterbaus wurde der Originalbezug wieder montiert. Reinigungsarbeiten und Lederpflege.
Die Mechanik präsentierte sich nach einigen Überholungsarbeiten in fantastischem Zustand. Zeugnis, dass es sich um den Wagen der Lancia-Repräsentanz in der Stadt Monza handelte.
- Der Tank musste entrostet und neu versiegelt werden
- Reinigung des Benzinsystems und Vergaserrevision
- Das Kühlsystem gespült und die Wasserpumpe neu abgedichtet
- Die Lenkung kontrolliert und ein Gelenk getauscht
- Das Bremssystem komplett revidiert (Bremsservo und Bremszylinder)
- Neue Bereifung.
- Der Motor überzeugt mit seidenweichem Lauf, es war nicht einmal erforderlich, das Ventilspiel zu verändern. Der Antriebsstrang präsentiert sich durchgängig über das gesamte Drehzahlband vibrationsfrei; Voraussetzung dafür, dass man eine Flaminia richtig genießen kann.
Elektrisch alles “unverbastelt” und funktionstüchtig einschließlich elektrischer Fensterheber und Heckscheibengebläse. Alle Lichter und Funktionen im Innenraum wie vorgesehen. Deaktiviert wurde vorläufig die elektrische Entriegelung der Rücksitzlehnen für den Fondeinstieg, da gibt’s einen “Kurzen”, weshalb die Entriegelung bis auf Weiteres mechanisch erfolgt.
Die Redaktion hat den Wagen nun in den aktiven Dienst übernommen. Es steht künftigen Reisen und Fahrtkilometern nichts mehr im Wege.
Es kann lediglich sein, dass der Wagen dabei langsam vom Zustand des “Preservation Class Candidates” in die Klasse “Oily-Rag” (siehe The Automobile) hinüber gleitet.
Resumé: Die lange Suche nach einem guten originalen Exemplar hat sich gelohnt.
Die Lancianews-Redaktion