Lancia Fulvia 1,3 S auf Erfolgspfad
Kurt Schimitzek, Bayer aus der Südsteiermark, zieht es seit Jahren an die Cote d’Azur – allerdings im Winter, unter winterlichen Bedingungen gleichmäßig schnell – 2014 mit fast vollem Erfolg, wäre da nicht eine vereiste Brücke gewesen …
Ein Traum für viele Eigentümer historisch wertvoller Automobile mit ruhmreicher sportlicher Vergangenheit – die Rallye Monte-Carlo Historique. Veranstaltet vom ACM, dem Automobilclub Monaco, der ein breites Veranstaltungsprogramm für aktuelle und historische Fahrzeuge bietet. lancianews hatte 2009 von der gescheiterten Traumerfüllung Peter Landrichters mit seinem Volvo 123 GT berichtet. Diesmal berichtet Kurt Schimitzek aus Monte Carlo wie er den hervorragenden 14. Platz von mehr als 300 Teilnehmern errungen hat. Kurt ist kein Schreibtischtäter, er organisiert u.a. in der winterlichen Bergwelt der Steiermark seit Jahren erfolgreich die Winterrallye Steiermark und war schon mehrmals bei der „Monte Historique“ am Start.
Nachdem ich schon in den vergangenen Jahren einige Startorte getestet hatte, haben wir uns – Vitus und ich – entschlossen diesmal mit ca. 45 anderen Crews in Barcelona zu starten. Bis auf die Tatsache, dass direkt vor unserem kleinen Stadthotel dreimal vergeblich versucht wurde, das Serviceauto aufzubrechen, war unsere Entscheidung auch richtig, da sich die über 1.000 km lange Anfahrt doch ziemlich ruhig anließ und wir sogar die Gelegenheit hatten, in der Nacht an den Zeitkontrollen unsere üppige Vorzeit zu verschlafen.
Im Morgengrau(s)en trafen wir dann auf die ca. 130 Teilnehmer, die aus Monte Carlo aus dem Süd-Osten kamen und vor uns auf die weitere Strecke gingen.
Gegen 14.00 Uhr trafen wir dann in Die ein, wo nacheinander auch die Teilnehmer aus Glasgow, Reims, Stockholm und Oslo dazu kamen, die im Zeitplan jedoch hinter uns fuhren. So gelangten wir noch bei Tageslicht an den Start der ersten WP – Col de l`Echarasson – Eisrinne ca. 7,5 km lang – wo wir erstmals die Qualitäten unseres WRC-Sperrdifferenzials und der von Helmut Neverla eingebauten Alu-Hinterachse ins Eis werfen konnten.
Ergebnis >> Platz 19 von 314 Startern. Abweichung zur Sollzeit 5,5 Sekunden bei zwei Messungen – wir waren zufrieden!
Am nächsten Tag ging es dann für vier weitere – leider fast völlig trockene – Wertungsprüfungen in die Ardeche – Burzet, St. Pierreville, Lalouvesc, Gilhoc – alles Klassiker der späten 1960-er und der 70-er-Jahre – hier haben wir bereits in den Vorjahren immer gepunktet, da mir und der Fulvia die kleinen und engen Wege mit den vielen Wechselkurven besonders gut liegen.
Ergebnis >> Platz 12 im Gesamt – um sieben Plätze verbessert und somit auch Startplatz 12 für den letzten Tag – nach dem Regrouping – von Valence nach Monte Carlo zurück.
Zuvor jedoch gab es noch eine anstrengende weitere 400 km Runde Valence-Valence mit vier weiteren WPs östlich der Rhone zu absolvieren, die wir mit einem absoluten Überflug beginnen konnten.
Die erste WP des Tages ging wieder über den Col de lEcharasson – diesmal über ca. 25 km, wieder die von den meisten gefürchtete Eisrinne, und auf Grund der hohen Startnummer konnten wir während des Vormittags vor unserem Start in den LIVE-Results bereits sehen, dass fast alle unsere direkten Konkurrenten größere Probleme hatten, diese Prüfung einigermaßen in den Sollzeiten – 49,4 km/h Schnitt zu fahren. Nach der ca. 40 km Autobahn-Anfahrt haben wir dann vor St.Jean en Royans auf Spikes gewechselt und uns an den Start der WP begeben. Die ersten sechs km waren auf Asphalt zu fahren, bevor es in den Eiskanal – diesmal in der Gegenrichtung – ging. Wir fuhren von Anfang an sehr konzentriert und hatten auch Glück, dass kein Fahrzeug vor uns den Weg versperrte oder am Überholen hinderte. Dank der Sperre fuhr die Fulvia wie auf Schienen und auch die hydraulische Handbremse war in den tückischen Ecken gut zu gebrauchen. Als die Eisrinne einigermaßen pünktlich zu Ende gefahren war, hatten wir noch 10 km auf normaler Schneefahrbahn zu bewältigen, was aber dann auch gut bis ins Ziel ging. Alles in Allem hatten wir ein gutes Gefühl, da die eigenen Messungen keine größeren Abweichungen anzeigten. Ca. 20 km nach dem Ziel sah Vitus dann zum ersten Mal in sein I-Phone und war schlagartig stumm vor Glück!!
Ergebnis nach WP 6 >> Erster Platz in der WP 6 mit nur 7 Sekunden Abweichung bei sechs Einzelmessungen und auch 1.Platz in der Gesamtwertung der Rallye Monte Carlo Historique 2014 !! – was für ein Kracher !!!
Daraufhin gönnten wir uns vor der nächsten WP bei strahlender Sonne erst einmal einen Pastis auf der Terrasse eines Bistros und winkten den vorbeifahrenden Teilnehmern freudig zu.
Die Freude dauerte allerdings nicht lange, denn in der folgenden WP 7 fuhren wir bald auf zwei langsamere Porsche 356 auf, die erst nach mehreren Minuten und endlosem Hupen sich bereit zeigten, uns vorbeizulassen. Da lagen wir schon ca. 800 Meter hinter der Zeit und bergab auf Schnee ist Aufholen natürlich nicht so leicht. Durch den enormen Zeitdruck und deshalb viel zu schnell – haben wir dann in der allerletzten spitzen Rechts-Kurve mit Schneedecke über eine kleine Brücke die Fulvia fachgerecht auf das steinerne Brückenmäuerchen gesetzt – Hinterräder in der Luft – die beiden Porsches wieder vorbei – Ende Gelände!!
Nach kurzer Besichtigung des Dilemmas warf ich mich wieder ins Auto und Vitus unter die Hinterachse und – dank Vitus und Sperre zogen die Vorderräder die Fulvia über das Stein-Geländer. Einsteigen und mit Vollgas wieder an den Porsches vorbei – aber mit 500 Strafpunkten war natürlich der erste Platz wieder futsch!
Ergebnis >> Platz 5 im Gesamt.
In der folgenden WP 8 ging es dann glücklos weiter – nach ca. 4 km Reifenschaden hinten rechts – erst sieben Kilometer etwas unrund und als ca. 6 km vor dem Ziel der Reifen davonflog wieder rund – weil nur auf der Felge – an ein exaktes Fahren war natürlich nicht zu denken – trotzdem – auch weil trocken – nur 7,5 Sekunden Abweichung bei sechs Einzelmessungen. Die letzte WP des Tages ging wieder – jedoch auch trocken – und am Ende des Tages waren wir in Valence dann noch immer auf Platz 5 im Gesamt.
Der letzte Tag brachte noch drei WP bis Monaco, die wir ganz gut über die Bühne – zeitweise vor bis Platz 4 – brachten und auch den 5. Platz im Gesamt bis Monte Carlo halten konnten.
Die Nacht der langen Messer begann mit der über 50 km – Königsetappe über den Col de Braus und Col de Turini – in der WP kurz nach Sospel noch ein Reifenschaden, und da es bis ins Ziel noch ca. 25 Km waren, haben wir ziemlich flott gewechselt aber insgesamt in dieser WP (bei 18 Messpunkten) nur 90 Sekunden eingefahren – aber Rückfall auf Platz 12 im Gesamt.
Die letzte WP von Loda über den Col de St. Roch nach Luceram und wieder hoch nach Coaraze ging fast genau so lange – knapp 50 km (mit 16 Messpunkten) – über kleinste Feldwege und endlose Serpentinen bergauf und bergab im Abstand von oft weniger als 100 Metern – der geforderte 49,8-er Schnitt war einfach manchmal nicht zu „derfahren“ – obwohl es fast durchgehend trocken war – wir aber aus Sicherheitsgründen mit Spikes fuhren, was an einigen Stellen dann auch richtig war, denn einige haben auf den wenigen Black-Ice Stellen ihre Autos rausgestellt.
Um 2.00 Uhr waren wir dann wieder „Unten im Hafen“ in Monte Carlo und freuten uns über eine (fast) unfallfreie Rallye – die Fulvia ist bis auf die kleine Delle im Schweller ganz geblieben und hat gezeigt, dass sie durchaus auch gegen stärkere und jüngere Fahrzeuge gut mithalten kann. Wir werden wiederkommen!!
Unser Ergebnis war dann auch gut >> Platz 14 im Gesamt – 3. Platz bis Baujahr 1972 – Zwei tolle Pokale bei der Siegerehrung im Sporting Club.
Die anderen Österreicher etwas glücklos:
Gerd Pierer auf seinem Volvo Amazon – teilweise gut – bis Platz 24 – vorne mit dabei – fiel wegen technischer Probleme in der letzten Nacht weit zurück auf Platz 158.
Pepi Panis mit Anja Schiemann im Porsche 365 war nie vorne dabei und gaben wegen eines Getriebeschadens auf.
Die Salzburger Moser / Nobauer auf Porsche 911 griffen auch nie ins Geschehen ein und wurden 184-te.
Die Rallye wurde in den letzten Jahren immer schneller und anspruchsvoller und verzeiht keine noch so kleinen Fehler. Gute Vorbereitung des Untersatzes ist am Wichtigsten, denn zum Reparieren gibt es null Zeit. Auch die Strecken verlangen höchste Konzentration von Fahrer und Beifahrer. Mit einer gut gehenden Fulvia ist man aber noch immer in der Lage ganz vorne mitzufahren – wenn’s denn optimal läuft – was bei uns diesmal – ohne den ersehnten Schnee – nur teilweise der Fall war.
Alles in Allem eine Super-Rallye, die man jedem, der sich einmal international messen möchte, an Herz legen kann!!
Kurt Schimitzek 2014
(c) Fotos Philippe Fugier
Nicht vergessen wollen wir die einmaligen Fotos von Philippe Fugier, die erst die Herausforderungen für die Daheimgebliebenen „anschaulich“ und begreifbar machen!