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Wenn mir Dr. Thomas Herbsthofer diese Ausgabe des Magazins in die Hand drückt, MUSS ich in lancianews darauf hinweisen. Auch, wenn es keine news sind, aber mehrere sehr interessante Rückblicke. Die „aktuellen“ Meldungen aus dem Stellantis-Konzern können warten.
- Aurelia B20 GT -Ravishing Racer
- Flavia Super Sport Zagato
- Ardennes.
Drei Themen: einmal, weil kaum mehr erschwinglich, dann, es davon nur zwei Exemplare gebaut wurden, und schließlich, weil fast unbekannt.
Fünf Seiten mit und über eine türkise (grüne?) B20 GT Serie 3 aus dem Jahr 1953, die für den Motorsport mit Nardi-Krümmer und Weber-Doppelvergaser 40 DC1 auf 130 PS bei 5.700 U/min aufgerüstet wurde, traditionell rechtsgesteuert, mit Nardi-Bodenschaltung. Vielfach bei historischen Bewerben eingesetzt: „This coupé is the perfect choice for the Mille Miglia and comfortable, whilst delivering good handling”.
Diese einmalige, verpasste Chance beschreibt der zweite Lancia-Beitrag von Editor Chris Reed: „Missed Message“ – Ercole Spadas Lancia Flavia Super Sport Zagato. Zagato hatte für Lancia nach dem 2. Weltkrieg erfolgreich sportliche Modelle zu den Großserien-Modellen Appia, Flaminia, Flavia und Fulvia entworfen und gebaut. Diese Sport-Modelle trafen nicht alle Geschmäcker, sind heute aber in der Szene sehr gesucht (Appia ab 1960 GTE und Sport, — Flaminia ab 1960 Sport und Supersport – Flavia Sport ab 1962 1,5 und 1,8 inj – Fulvia Sport, Sport 1,3, Sport 1,3 S, Sport und Sport 1600).
Im Dezember 1966 begann Ercole Spada mit den Entwürfen, im November 1967 wurde das Fahrzeug auf der Turiner Automobilmesse präsentiert. Basis war die Flavia 1,8-Mechanik, die Aerodynamik wurde in Windkanal von Zagato = Autostrada zwischen Mailand und Bergamo geprüft und finalisiert. Aber der Prototyp kam zur „falschen“ Zeit: FIAT hatte Lancia übernommen und stoppte sofort dieses Projekt. Elio Zagato fuhr einen der beiden Prototypen fünf Jahre persönlich, bevor er in die Schweiz verkauft wurde.
AUTOItalia bringt am Ende der Ausgabe einen kurzen Bericht in der Rubrik „Obscurati“: French fancy – the Lancia Ardennes. Die Geschichte des französischen Zweigwerkes in Val de Marne ist bekannt, dass aber die „französische“ Aprilia bereits im September 1936 – in Turin wurde die Aprilia im Februar 1937 präsentiert – vom Band lief, ist unbekannt. Sie war allerdings in Frankreich kein großer Erfolg, zwischen 1936 und 1939 wurden nur 1.620 Exemplare gefertigt, während in Turin bis Kriegsbeginn 20.000 Fahrzeuge gebaut wurden. Die Produktion in Frankreich wurde mit Beginn des 2. Weltkriegs eingestellt, davor wurden für französische Karosseriebauer einige Chassis geliefert (Marcel Pourtout).
Der Lancia nur am Rande betreffender Artikel „Winning Ways“ präsentiert die 12 „European Car of the Year“ aus Italien – davon neun von FIAT! Dieser Preis wird von den europäischen Motorjournalisten seit 1964 jährlich vergeben, hat in der Presse einige Bedeutung, doch oft nicht in den Verkaufszahlen. Der Bericht zeigt Bilder dieser Fahrzeuge mit Charakterisierung, aber auch jene Fahrzeuge, welche den Titel nicht erreicht haben.
Jahr Auto des Jahres Near misses
1965 Autobianchi Primula (2. hinter Austin 1800)
1967 FIAT 124
1970 FIAT 128 Autobianchi A112 (2.)
1972 FIAT 127
1974 FIAT X1/9 (2. hinter Mercedes Benz 450SE)
1979 FIAT Ritmo/Strada (2. hinter Chrysler Horizon)
1980 Lancia Delta
1981 FIAT Panda (2. hinter Ford Escort Mk3)
1984 FIAT Uno
1986 Autobianchi Y10 (2. hinter Ford Granada)
1989 FIAT Tipo
1993 FIAT Cinquecento (2. hinter Nissan Micra)
1995 FIAT Punto
1996 FIAT Bravo/Brava
1998 Alfa Romeo 156
2000 FIAT Multipla (2. hinter Toyota Yaris)
2001 Alfa Romeo 147
2004 FIAT Panda
2008 FIAT 500
2011 Alfa Romeo Giulietta (2. hinter Nissan Leaf)
2017 Alfa Romeo Giulia (2. hinter Peugeot 3008)
2021 FIAT 500.
Das ist wahrlich eine interessante Aufstellung, welche den Bedeutungsverlust der italienischen Autoindustrie zeigt, denn auch FIAT ist „geschluckt“ worden und scheint in den Zulassungsstatistiken mit Ausnahme des 500 nicht mehr auf.
Ein lesenswertes Magazin.
E. Marquart / 1.2023