Beta Coupés in der Apollo-Garage – noch etwas dazu gesagt!

Beta Coupés in der Apollo-Garage – noch etwas dazu gesagt!

26 Okt, 2019

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Den schönen Bilderbogen, den wir im September 2019 in der Rubrik „Motoring Art“ gebracht hatten, wollen wir nun ergänzen.

  • Wie kamen die Beta Coupés zu ihren aktuellen Eigentümern?
  •  Welche Produktionszahlen können zu diesen Coupés berichtet werden?

 

12. Lancia Beta-Meeting 2019 Riva di Garda

 

Gerald Wöss

das Beta Coupé 1800 wurde 2016 via mobile.de in Muhr am See nähe Nürnberg angeboten. Nach längerem Beobachten der Anzeige und auf der Suche nach einem 1800er Coupé 1. Serie fuhr ich schließlich nach Muhr am See.

Der Wagen wurde über einen Zwischenhändler angeboten, der die gesamte Sammlung eines Industriellen mit über 100 Fahrzeugen veräußerte und als Mittelsmann fungierte.

Beta Coupé 1800 in der Apollo-Garage

Überraschenderweise war der Wagen in einem sehr guten Zustand. Ursprünglich wollte ich mir den Wagen nur zum Spaß ansehen, nach kurzem Überlegen und erfolgreichen Verhandlungen schlug ich schnell zu. Eine giftgrüne 2000er Beta Berlina stand ebenso im Verkaufsraum, wurde aber leider kurz zuvor nach Dänemark verkauft. Originale vierzigtausend Kilometer und in einem traumhaften Zustand.

Die Abholung des Coupés erfolgte mit Hänger, das anschließend durchgeführte große Service und die Typisierung verliefen positiv. Der Wagen, Erstzulassung 1975 stammt ursprünglich aus dem Trentino, ist nun im 3. Besitz. Der 2. Besitzer aus Deutschland fuhr kaum mit dem Wagen, 2017 erfolgten einige Reparaturarbeiten an der Karosserie. Eine Neulackierung wurde notwendig, da sich unter dem Lack Risse gebildet hatten sowie die Roststellen an den Fensterfalzen ohnehin einer Bearbeitung bedurften.

Beta Coupé 1600 und 1300 in der Apollo-Garage

Nun steht das Coupé – Farbe Grigio Metalizzato – wunderschön da, läuft sehr, sehr gut und macht Spaß in allen Belangen. Ein wunderbarer Wagen mit ausgezeichnetem Fahrverhalten.

Dr. Thomas Herbsthofer

Das Beta Coupé 1600 – Farbe Blu Agnagno – wurde 2014 via AutoScout24 in Bormio gefunden, es bedurfte monatelanger Überzeugungsarbeit bis die Erben des Erstbesitzers, der sich das Coupé 1974 zu seiner Pensionierung gegönnt hatte, bereit waren, den Lancia einem würdigen Fan zu verkaufen.

 

Beta Coupé 1600 in der Apollo-Garage

Der Wagen stammt aus der allerersten Produktion 1973/1974 mit unverfälschten 108 PS, Türwarnleuchten, Ockergelb-Weißen Armaturen, Kühlmittelausgleichsgefäß aus Metall, Zahnriemenabdeckung aus Metall und am Tag der Auslieferung eingebauten Vitaloni-Superlift-Fensterhebern sowie 8-Spur Kassettendeck – 70er Jahre pur.

Das Coupé wurde auf eigener Achse nach Wien gebracht, dort wurden alle Leitungen, Riemen, Zündung und so weiter revidiert, es gab keine Korrosion und der Lack ist samt allen Dellen wie am Tag der Übernahme. Ursprünglich als Winterauto gedacht, wurde der Unterboden konserviert, was das Zeug hielt, Winterreifen auf Winterfelgen montiert. In diesem Zustand im ersten Anlauf die Einzelgenehmigung als historisches KFZ bestanden und: nicht einen Meter im Winter gefahren.

 

Beta Coupé 1600 in der Apollo-Garage

Es wäre doch zu schade, ein der vermutlich ältesten Beta Coupés in Österreich auf dem Altar der Salzstreuung und des Streusplits zu opfern. Die Winterräder liegen ungenutzt in der Garage, die originalen Stahlfelgen samt Zierkappen ebenso, die Alufelgen sind nicht original Lancia, aber gefallen mir persönlich besser als die üblichen Alu-Felgen mit dem Bugatti-Design. Die Tönung der hinteren Scheiben zum Schutz des originalen Stoffbezuges war kurz während der Einzelgenehmigung ein Diskussionspunkt, da sie 1974 nicht erhältlich war. Den Stoff in seinem Zustand bewahren zu wollen hat dann aber die Behörde überzeugt.

Mittlerweile war dieses Beta Coupé auf Wachau-Ring, in Spielberg und auf dem Übungsgelände Teesdorf beherzt bewegt worden, hat einige Klassik-Rallyes absolviert, 107.000 km auf dem Tacho und wird jetzt nur mehr gepflegt und genossen.

 

Beta Coupé 1600 und 1300 in der Apollo-Garage

 

Andreas Hadinger

Mein Lancia Beta Coupé 1300 ist Baujahr Frühjahr 1977. Diese Ausführung ersetzte ab Ende 1976 das bis dahin parallel weiter gebaute Fulvia Coupé 3 1.3S, wurde mit Chromstoßstangen, innen mit den Veloursitzen, dem braunen Armaturenbrett und dem ziselierten Lenkrad nur etwas mehr als ein Jahr lang gebaut. Das Fahrzeug wurde im Frühjahr 2019 in Wels/Oberösterreich erstanden.

Beta Coupé 1300 in der Apollo-Garage

Interessanterweise trägt das Coupé mit der kleinen Maschine schwarze Zierleisten außen sowie einen vereinfachten schwarzen Kunststoffgrill und nimmt damit die letzte Serie schon teilweise vorweg. Innen ist die Rücksitzbank ebenfalls vereinfacht mit durchgehender Sitzbank und Rückenlehne, während bei allen anderen Coupés die Rückenlehnen stets als Einzelsitze ausgeführt sind.

Serienmäßig wurde das Coupé 1300 auf den 14“-Stahlfelgen mit Chromdeckel und Lancia-Wappen sowie mit schmaler 155er-Bereifung ausgeliefert. Damit wollte Lancia das kleine und günstigere Coupé auch optisch von seinen stärkeren und teureren Brüdern abheben. Interessant ist dabei, dass die schmale Bereifung die Zierlichkeit der Karosserie optisch unterstreicht. Mit 82 PS aus 1.297 ccm, vor allem mit den beiden oben liegenden Nockenwellen ist der Wagen nicht untermotorisiert und somit ganz und gar nicht mit dem nur 980 kg schweren Wagen überfordert. Er fährt sich sogar aufgrund einer geänderten kürzeren Getriebeübersetzung ausgesprochen spritzig, ja fast sportlich. Der serienmäßige Auspuff entwickelt dabei einen sonoren Sound, der am besten bei geöffneten Fenstern und in engen Gassen zur Geltung kommt, typisch ist für die 70er Jahre.

Beta Coupé 1300 in der Apollo-Garage

Allerdings ist man auf der Landstraße bereits sehr schnell im fünften Gang, längere Autobahnfahrten sind aufgrund der hohen Drehzahlen und entsprechende Lärmentwicklung nicht sehr angenehm, die Höchstgeschwindigkeit von 166 km/h ist zwar möglich, aber geräuschbedingt nur theoretisch. Man merkt sehr schnell, wofür die kleine Version entwickelt wurde: für die ambitionierte Dame oder Herrn, die/der ein schickes Wägelchen für eher kurze Distanzen haben wollten. Ein idealer Wagen für kleine enge italienische Dörfer und Innenstädte und schmale gewundene Landstraßen. Zudem war er in Italien mit dem kleinen Hubraum steuerlich begünstigt, daher wurde das kleine Coupé auch nur für den italienischen Markt produziert.

Ab Mitte 1978 bekam das Coupé 1300 2. Serie FL dann alle Merkmale der zweiten Serie, anderes Armaturenbrett, Sitzbezüge mit dem grob gewebten Stoff und Einzelsitze hinten.

 

Beta Coupé 1300, 1600 und 1800 in der Apollo-Garage

Die Produktionszahlen der vorgestellten Modelle waren:

Coupé 1300 828 BC.3  1976 – 1978 11.427 Exemplare
Coupé 1600 828.AC.0 1973 – 1975 15.437
Coupé 1800 828.AC.1 1973 – 1975   8.412

Literatur:

• Brain Long, Collectors Guide Lancia Beta, 1991, ISBN 0-947981-62-4
• Editoriale Domus, Tutte le Lancia, 1993, ISBN 88-7212-104-3

http://www.lancia-beta.de/

 

Die Beta Coupés nach dem Fotoshooting beim Wiener Rathausplatz

 

Die Beta-Fan-Group / 10.2019

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