Lancia Fulvia im Schnee Teil 2

Lancia Fulvia im Schnee Teil 2

30 Apr, 2015

Zweiter Teil der beiden Ausflüge zum Thema „Lancia Fulvia im Schnee“

Diesmal fahren wir nach Norditalien und Großbritannien. Wir vergessen aber nicht die mutigen Epigonen der Jetztzeit in den österreichischen und französischen Alpen …

Lancia Fulvia im Schnee - 1967: Rallye dei Fiori Munari/Lombardini - ausgeschieden

Lancia Fulvia im Schnee – 1967: Rallye dei Fiori Munari/Lombardini – ausgeschieden

Im ersten Teil meines kleinen Berichtes über die „Fulvia im Schnee“ habe ich die Einsätze bei der Rallye Monte Carlo und in Schweden beschrieben. Nun folgen im zweiten Teil der Rückblick auf die italienischen Frühjahresveranstaltungen, die RAC Rally sowie ein kurzer Blick auf die aktuellen Gleichmäßigkeitsveranstaltungen.

3. Rallye dei Fiori/Sanremo Rallye

Von 1961 bis 1971 fand die Rallye dei Fiorio, 1968 in Rallye di Sanremo umbenannt im Februar/März statt und da oft unter winterlichen Bedingungen. Die „Parallel“-Veranstaltung Rallye Sestriere gab es bis März 1969, dann wurden die beiden Rallyes zur Rallye Sanremo/Italia zusammengelegt. Als „Heimveranstaltungen“ von Lancia wurden diese Veranstaltungen immer mit „voller“ Kraft beschickt.

Fulvia im Schnee

Lancia Fulvia im Schnee - Fiori 1968: Pat Moss-Carlsson/Elizabeth Nyström - Platz 2

Lancia Fulvia im Schnee – Fiori 1968: Pat Moss-Carlsson/Elizabeth Nyström – Platz 2

Fulvia im Schnee

Lancia Fulvia im Schnee - Sanremo 1969: Aaltonen/Liddon - 2. Platz. Reifenwechsel in der SP

Lancia Fulvia im Schnee – Sanremo 1969: Aaltonen/Liddon – 2. Platz. Reifenwechsel in der SP

Fulvia im Schnee

 

Lancia Fulvia im Schnee - Sestriere 1969: Stirling Moss/David Stone - ausgeschieden?!

Lancia Fulvia im Schnee – Sestriere 1969: Stirling Moss/David Stone – ausgeschieden?!

Fulvia Im Schnee

Lancia Fulvia im Schnee - Sanremo 1971: Ballestrieri/Bernacchini - Platz 2

Lancia Fulvia im Schnee – Sanremo 1971: Ballestrieri/Bernacchini – Platz 2

Ein kleiner Ausflug in die österreichischen Berge. Lancia beschickte die Internationale Österreichische Alpenfahrt als Europameisterschafts-, später Weltmeisterschaftslauf ab 1968 mit Werksfahrzeugen. Die Rallye fand immer im Mai statt, wo die Witterungsverhältnisse oft spätwinterlich waren, was kurzfristig Straßensperren und Umleitungen erforderte. Das traf aber für unsere Geschichte nur einmal 1970 zu.

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4. R.A.C. International Rally of Great Britain

Lancia Fulvia im Schnee - R.A.C. International Rally of Great Britain 1971

Lancia Fulvia im Schnee – R.A.C. International Rally of Great Britain 1971

November in Großbritannien ist keine sehr freundliche Reisezeit, weil aber die R.A.C. Rally immer internationaler Meisterschaftslauf war, „musste“ Lancia in die nassen und kalten britischen Wälder reisen. In diesen Jahren wurde die Rallye durch alle drei Teil des Landes geführt: England, Schottland und Wales. Weite Strecken und viele Sonderprüfungen auf den nicht öffentlich zugänglichen Forstwegen. Und es gab vor allem im Norden Schnee, die Forstwege waren natürlich nicht wirklich geräumt. Aber damit Heimspiele für die skandinavischen Söldner aller Marken.

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Lancia Fulvia im Schnee - 1969: Tony Fall/Henry Liddon - Platz 3

Lancia Fulvia im Schnee – 1969: Tony Fall/Henry Liddon – Platz 3

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Lancia Fulvia im Schnee - 1969: Harry in a hurry, der erste von zwei Siegen bei der RAC

Lancia Fulvia im Schnee – 1969: Harry in a hurry, der erste von zwei Siegen bei der RAC

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Lancia Fulvia im Schnee - 1971: Simo Lampinen/Sölve Andreasson - Platz 6

Lancia Fulvia im Schnee – 1971: Simo Lampinen/Sölve Andreasson – Platz 6

1974 gingen die offiziellen Werkseinsätze mit der Fulvia zu Ende, offiziell wurden nur die East African Safari Rally und die World Cup Rally London – München beschickt, alle anderen Veranstaltungen waren halbprivate Starts mit Werksfahrzeugen. So auch das Eisrennen 24 Stunden von Chamonix, wo auch schon ein Beta Coupé eingesetzt worden war.

Lancia Fulvia im Schnee - 1974: 24 Stunden von Chamonix - Sieger Ballestrieri/Lampinen

Lancia Fulvia im Schnee – 1974: 24 Stunden von Chamonix – Sieger Ballestrieri/Lampinen

5. Lancia Fulvias im aktuellen Gleichmäßigkeitssport

Lancia Fulvia im Schnee - Planai Classic 2010: Helmut Neverla/Richard Hollinek - 1,6 HF

Lancia Fulvia im Schnee – Planai Classic 2010: Helmut Neverla/Richard Hollinek – 1,6 HF

Kommen wir zu den Epigonen, den Nachfahren, die ihre Fulvia-Begeisterung auch sportlich zeigen wollten. Nachdem sich Vernunft, Umweltverträglichkeit und Sportgesetze auf eine andere Form der Wettbewerbe – nämlich mit wenigen Ausnahmen die Gleichmäßigkeit „geeinigt“ hatten, wurden in den 1990er-Jahren in der schneelosen Zeit die Bewerbe zur 1/100-Sekunden-Klaubereien entwickelt. Wie bereits mehrfach in lancianews beschrieben gab es natürlich Fulvias in den Starterfeldern, in Italien in größerer Anzahl und in Österreich eine Handvoll Unentwegter, welche die Lancia-Fahne hochhielten.

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Planai Classic 2010: Ehepaar Mischka – 1600 HF

Allerdings war der Erfolg eher gering, weil Technik und Anforderungen der Bewerbe der Fulvia nicht sehr gelegen waren: Leistung (Drehmoment) und Tachoabnahme an den angetriebenen Rädern reichten für Spitzenränge nicht aus. Kurzes Berlina-Getriebe + Tachoabnahme an der Hinterachse brachten Verbesserungen, aber die Spezialisierung der 1/100-Sekunden-Ritter schritt gleichzeitig fort. Da kamen Anfangs der 2000er-Jahre die Pioniere der Gleichmäßigkeit in Österreich – die Ennstal Classic-Väter Helmut Zwickl und Michael Glöckner – auf die Idee, das Winterloch Anfang Jänner im Ennstal mit einer Winter-Gleichmäßigkeitsrallye zu füllen. Die Planai Classic zog in den folgenden 15 Jahren eine große Anzahl von Winterveranstaltungen in nahezu allen Teilen Österreichs nach sich, es wurde schick, auch im Winter mit einem Oldtimer sportlich unterwegs zu sein.

Aber: nach anfänglich einigen Frontantriebsfahrzeugen – Rauno Aaltonen kann nicht als Maßstab gelten – verminderte sich die Zahl dieser bald wieder, denn die Sandro Munaris im Teilnehmerfeld waren eher wenige. Die Tendenz zu einfachen, robusten Hecktrieblern wie Ford Escort, BMW und Opel war unübersehbar – auf glatten Straßen einen stärker motorisierten Fronttriebler flott zu bewegen, erfordert einiges Fahrkönnen und Routine. So trat der „überraschende“ Effekt ein, dass im bürgerlichen Verkehr die frontangetriebenen Fahrzeuge dominieren, im Sport aber keine große Rolle spielen. So kann ich hier nicht sehr viele Bilder von Fulvias im Schnee herzeigen – abgesehen von Kurt Schimitzeks Höhenflug bei der Monte Carlo Historique 2014 findet man die Fulvias eher im Mittel- und hinterem Feld, wobei die Unabwägbarkeiten dieser großen Rallye (Startnummer – Tageszeit – Straßenzustand – Betreuungsmöglichkeiten etc.) berücksichtigt werden müssen.

Lancia Fulvia im Schnee - Waldviertel Winter Classic: Matthäus Russegger - 1,3 S

Lancia Fulvia im Schnee – Waldviertel Winter Classic: Matthäus Russegger – 1,3 S

2015 kamen acht von 10 gestarteten Fulvias aus verschiedensten Ländern auf den Rängen zwischen 47 und 248 ins Ziel. Die Videos zeigen jedoch noch immer das ruhige, fast souveräne Fahrverhalten bei winterlichen Straßenverhältnissen – doch die Messung der Gleichmäßigkeit erfolgte an mehreren Stellen innerhalb einer Sonderprüfung, da kann man nicht überall gleich gleichmäßig  unterwegs sein. Da war’s früher einfacher, da wurde nur einmal – im Ziel gemessen.

Lancia Fulvia im Schnee - Monte Carlo Historique 2015

Lancia Fulvia im Schnee – Monte Carlo Historique 2015

 

E. Marquart / 4.2015

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