Die Sassaraks

Die Sassaraks

31 Dez, 2023

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Bald komme ich mir als Fossil vor, das besser im Naturhistorischen Museum in Wien als Relikt verflossener Rallyezeiten ausgestellt werden sollte, als wehmütig auf Menschen zurückzublicken, mit denen ich Jugend, Sport, Alter und Erinnerung über viele Jahre geteilt habe.

Der Anlass ist kein Bericht über Lancia, sondern ein Nachruf auf Personen, mit denen ich viele gemeinsame Erlebnisse im Zusammenhang mit dem Motorsport hatte. Wenn diese Personen nun auch noch „zufällig“ ein Leben lang verheiratet waren, man sich als junges Gemüse bis zum Status der stolzen Großeltern kannte und schätzte, dann kommt Wehmut auf.

Anni Sassarak – Aspern 2008

 

In der dritten Dezemberwoche 2023 entdeckte Helmut Neverla in dem Ort, wo er lebt, in einem Schaukasten die Parte von Frau Anni Sassarak – ohne weitere Details, Beisetzung im engen Familienkreis. Ihr Mann, Kurt Sassarak, war im Herbst 2013 während der Vorbereitungen zu einer Oldtimer-Rallye unerwartet gestorben.

Kurt Sassarak – Aspern 2008

Der Name Sassarak war seit den späten 1950er-Jahren mit dem österreichischen Motorsport verbunden: als Privat-Fahrer, als Beifahrer, als Funktionär des Wiener Motorsportclubs RRC13 und Sportleiter bei Porsche Salzburg. Bei den Wertungsfahrten (von Rallyes konnte man erst ab 1964 sprechen) saß Fräulein Novak neben Kurt bei den administrativen Aufgaben, die beiden waren für die Teilnehmer der RRC 13, beim Start, unterwegs bei den ZKs und im Ziel. Irgendwann blieb Zeit zum Heiraten, zwei Kinder kamen zur Welt, und der RRC13 war der führende Motorsportclub bis zur ersten Energiekrise 1973.

Kurt Sassarak – Alpenfahrt 1962 (BMW ohne Starter)

Als diese Generation sich langsam aus dem Motorsport zurückzog, verlor man sich etwas aus den Augen, da die „Ersatzbewerbe“ des RRC13 Jochen Rindt-Show, Rallycross und LKW-Rennen ein anderes Publikum ansprachen.

1000 Minuten Klassik 2006 – kann dieses Ergebnis stimmen?

Aber 1998 stand „plötzlich“ die 1000 Minuten Klassik als Oldtimerbewerb auf dem Sportkalender – und die Urgesteine der 1960er-Jahre kamen freudig wieder. Angelockt durch die handelnden Personen der „glorreichen“ Zeit – an der Spitze das Ehepaar Sassarak. Neun 1000 Minuten Klassik, „Auftragsorganisationen“ wie die Tour de Charme 2003, Wien – Triest 2008 und Perchtoldsdorf Classic 2013 sahen die beiden an der Spitze der Organisation. Mit der Erfahrung der „glorreichen“ Zeit und dem technischen Verständnis für den Gleichmäßigkeitssport wurden sehr gute Rallyes veranstaltet – bis 2013 Kurt plötzlich verstarb. Annis Kontakt zur „Szene“ riss nicht ab, u.a. bei der Ennstal Classic wurde sie von den Freunden willkommen geheißen.

1000 Minuten Klassik 2007

 

Ich persönlich bin „Partei“, die Zusammenarbeit seit 1966 vor (als Teilnehmer) und hinter (als Funktionär) den Kulissen war immer erfreulich. Wenn Kurt seine, nicht für alle verständlichen Konzepte vortrug und umzusetzen versuchte, stand Anni vor ihm und beruhigte die Unverständigen: „Kurt, meint ….“.

Anni, so wie wir Kurt vermissen, werden wir Dich vermissen – so klein, so entschlossen, durchsetzungskräftig erlebten wir mit Dir viele schöne Motorsportveranstaltungen.

Ennstal Classic 2017 – H. Neverla, Ehepaar Audetto und Anni

 

E. Marquart / 12.2023

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