Rückblick: Rallye Monte-Carlo 1976

Rückblick: Rallye Monte-Carlo 1976

11 Mrz, 2018

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Die Rallye Monte Carlo Historique 2018 ist soeben mit einem Sieg einer Lancia Fulvia 1,2 zu Ende gegangen. Aus diesem Anlass ein kleiner Blick zurück zu einem der größten Erfolge Lancias bei der Monte in den goldenen Siebzigern.

Rallye Monte-Carlo 1976: Sieger Sandro Munari – Stratos Sieg Nr. 2

Kurz in drei Sätzen: Triumphaler Dreifach-Sieg bei der 44. Auflage der Rallye Monte Carlo 1976 durch die Stratos Truppe – Triumphaler Sieg von Pirelli über die Konkurrenz von Michelin, Dunlop & Co mit Plätzen 1, 2, 4, 6 & 8 – Top Platzierungen der A112 Autobianchi und böse Niederlage für die Alpine Renault Truppe.

 

 

 

 

 

 

 

Rallye Monte-Carlo 1976: Werbung – Top-Marketing

 

Sollten Sie die Ausgabe „autorevue“ März `76 in Ihrer gut sortierten Sammlung haben, dann brauchen Sie den Bericht nicht weiter zu verfolgen. Lancianews hat auch ausländische Leser, die vielleicht diese Ausgabe noch nicht kennen. Hier Auszüge aus diesem hervorragenden Bericht „Auf Art des Hauses“ von Herbert Völker! Stattgefunden hat das Ganze von 17. bis 24. Jänner 1976 auf gesamt 4.400km.

RAI Sport 2 anno dazumal:

https://www.youtube.com/watch?v=ENRZN9IOQcU

Herbert Völker: „War`s arg fad? fragten die Leute nachher. Ist das nicht lähmend, wenn es immer nur heißt: Stratos, Stratos, Stratos? Wenn einer in siebzehn Minuten und 51 Sekunden über den Turini fährt, kann man schwer von fad reden.“ „Der Mann, der siebzehn Minuten und einundfünfzig Sekunden für den großen Berg benötigt, schwänzelt nicht, driftet nicht, zieht keine Show ab. Wie ihm die Zuschauer Schnee reingeschaufelt haben, nimmt er Gas weg, und wenn er Sand auf der Straße spürt, erschrickt er wie ein Formel -1 Fahrer. Dafür sticht er auf der Linie eines Rennfahrers über den Berg.“

Rallye Monte-Carlo 1976: AutoSprint mit allen Details

Der Link dazu mit den ausführlichen Berichten:

https://v8blog1976.wordpress.com/2013/01/05/1976-rally-di-montecarlo-as-3-4-5-6/

„Was macht die Lancia so grässlich überlegen, dass sie ihre ganzen Sorgen auf eine interne Rangordnung konzentrieren? Gibt’s denn keinen, der einem Stratos einheizen könnte? Vom Fahrzeug her nein. Am ehesten noch Alpines A 310, aber die hatten diesmal die weniger günstigen Reifen. Die Drei-Zehner in der Rallyeversion sind prachtvolle Autos, flach auf der Straße klebende Nobelrenner, eine volle Etage luxuriöser als die kleinen 110er mit ihren Pfefferärschen, immerhin Monte-Sieger von 1971 und 1973. Nervös geworden durch die Stratos Souveränität und durch den Einbruch des unglaublichen Kadett Piloten Röhrl von hinten, springen die Alpines über die Klinge, eine nach der anderen: Alez hopp!“

 

 

 

Rallye Monte-Carlo 1976: Das Renault-Alpine-Drama

Ein Drama der besonderen Art, Jacques Henry und Francis Vincent: „Die Alpine Meisterspringer schenkten sich eine ganze Haarnadel.“

 

Das Alpine-Drama:

„Zuerst Therier am Ende der Miolans Schlucht: Nach viel Überhol Ärger mit Fiat Mann Verini ist ihm ein Tunnel zu schmal geworden. Röhrl registriert das Wrack aus den Augenwinkeln und hakt Therier geistig ab. In der ersten Glatteiskurve einer Verbindungsetappe hinter Grenoble hakt er auch Andruet ab. Es sieht böse aus, wie ein Telegrafenmast tief in der Breitseite der Alpine steckt.“

Weiters: „Und der nächste macht sich bereit: Francis Vincent, allez hopp! Röhrl sieht von ihm zuerst die Hecklichter, schließt auf, überholt ihn. Röhrl: Ich merkte noch, dass er versuchte hinter mir nachzutoben. Es geht bergab, Röhrl fährt eine scharfe Rechte mit anschließender Haarnadel links, plötzlich schreit Beifahrer Jochen Berger in Panik auf! Achtung links! Von links oben kommt ein Alpine geflogen.“ „Und die nächste Alpine kommt gleich hinterdrein: Jaques Henry hechtet über die gleiche Kante, hat den besseren Absprung erwischt, schafft daher mühelos den kritischeren Punkt, springt somit über die untere Straße hinweg.“

Wesentlich erfolgreicher war da schon die Fiat Abarth Truppe, nicht ganz oben, aber dennoch beachtlich für den letzten großen Auftritt des 124er: Plätze 6 mit Alen/ Kivimäki und 8 mit Cambiaghi/ Scabini alle auf Pirelli. Herbert Völker: „Das Fiat Team spielte trotz der richtigen Reifen deshalb keine Rolle, weil an allen Autos die Keilriemenscheiben brachen, Alen außerdem Einspritzungsdefekt hatte.“

Rallye Monte-Carlo 1976: Abschied vom 124 Abarth Spider

Ein Stratos schaffte es, als kleiner Wehrmutstropfen, nicht ins Ziel. Der dritte Werks-Stratos Startnummer 8 mit Pinto/Bernacchini. Motorschaden, jedoch schon abgeschlagen durch ein Missgeschick am Turini. Zu wenig Schwung und hängengeblieben im Schnee. Die Zuschauer schoben des Stratos über den Berg. Das kostete Zeit.

Rallye Monte-Carlo 1976: Pinto/Bernacchini brauchen viel Hilfe

„Nur zwanzig Zuschauer haben`s bis zum Sattel geschafft. Und da ist plötzlich jener Geist, den`s eigentlich gar nicht mehr gibt: Lagerfeuer, Würstchen am Spieß, Rotwein aus den Fünfliterflaschen, alle sind eingeladen.“ Jetzt müsst bald der erste Wagen kommen. Munari tanzt vorsichtig rauf, wie auf Eiern. Also hat man auf blanke Racing entschieden-kühn, aber vernünftig. Dann Pinto: Er hat zu wenig Schwung genommen und der Stratos schafft die letzten 50 Meter nicht mehr, bleibt mit wütendem Gewinsel hängen. Mehr als zehn Hände finden an den Plastikteilen keinen Platz zum Zupacken und das ist zu wenig, der Wagen rührt sich kaum vom Fleck. Erst nach zehn Minuten kommt Lele wieder flott.“

 

Rallye Monte-Carlo 1976: AutoSprint im Großformat

 

Col du Turini:

„Cesare Fiorio und seine Frau Franca sitzen in einem Beta und hören Radio Monte Carlo und Lancia Sprechfunk. Fiorio hüpft begeistert raus: Björn und Sandro sind auf Turini I auf die Sekunde genau die gleiche Zeit gefahren. Lancias dürfen nur nicht gegeneinander kämpfen, egal was alle Fiats, Ford und Opels dieser Welt machen.“

Bestzeiten auf den Sonderprüfungen: Munari 14 (davon 1 ex aequo), Waldegård 5 (davon 1 ex aequo), Nicolas 2, Darniche und Andruet je 1.

Finale:

„Um dreiviertel eins kommt eine Meldung, die das ganze Dorf aufscheucht. Björn Waldegård ist 17:51 Minuten über den Turini gerast, und der Mann von Radio Monte Carlo hätte dabei fast sein Microphon gefressen und hat sich entschuldigt: Ohne Gewähr meine Damen und Herren, ich gebe diese Zeit ohne Gewähr durch, wir warten noch auf die Bestätigung. Und die kommt: 17:51. Man spürt so etwas wie ein bisserl Ergriffenheit in St. Sauveur. Und Munari? 18:35. Fiorio ist konsterniert. Pulverisierter Rekord? Dafür hat er nichts übrig. Man merkt, wie es in ihm arbeitet:

Was ist das Versprechen eines Schweden wert? Versprochen ist versprochen.

Als bei Munari der vierte Gang steckt, wird er nicht angegriffen. Bei der Reparatur schaut Björn zu: Elf Minuten ein Superjob der Lancia-Mechaniker. Betont langsam, vielleicht ein bisserl trotzig schleicht Björn ins Ziel der letzten Prüfung. Und dann rollen sie in Formation vom Berg runter ans Meer: Munari vor Waldegård und Darniche, Stratos vor Stratos und Stratos. Sie schlurfen langsam über den Kai, einer hinter dem anderen, dumpf brodelnd und grollend: Rückkehr der Raubtierfamilie vom Fressen. Was gab`s? Geschnetzelte Alpines.“

Rallye Monte-Carlo 1976: Munari und Darniche im Studio – so sehen Sieger aus.

 

Einer von acht Team Chardonnet eingesetzten Autobianchi A112 auf einer Verbindungsetappe.

Rallye Monte-Carlo 1976: A112 Chardonnet Bruno Saby (!)/Courtpayen – Platz 51

 

Rallye Monte-Carlo 1976: Darniche/Mahé

man beachte die schmalen Allroundreifen Michelin GF4 die auch Alpine verwendete.

Zum Schluss nicht zu vergessen der 26. Gesamtrang einer 1,6HF Fulvia in den Farben Rot mit weißem Dach vom Team Valle D`Aosta mit Garin/ Rossi.

 

Rallye Monte-Carlo 1976 – Fulvia 1,6 in Nöten

G. Wöss / 3.2018

Neben den zitierten Berichten aus der autorevue 3/76 und AutoSprint 1976/06 finden Sie Artikel in folgenden Büchern:

  • Maurice Louche, Le Rallye Monte-Carlo au XXe siècle, 2001
  • Bernhard Brägger, Die Geschichte der Rallye Monte-Carlo, 1988
  • Antonio Biasioli, Lancia Stratos – 40 anni di successi, 2016
  • Sandro Munari e Sergio Remondino, Una vita di traverso, 2007.

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