Win on Sunday, sell on Monday?

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9 Sep, 2013

Italienische Prinzessinen und Prinzen in der rauen Savanne Ostafrikas – Lancias aufwändige Bemühungen auch Lorbeeren auf dem afrikanischen Kontinent zu erringen, koste es, was es wolle!

Faszination: Rallye in Ostafrika

Rallye in Ostafrika: 1969 - Moss-Carlsson/Seigle-Morris und Aaltonen/Liddon (Foto McKlein)

Rallye in Ostafrika: 1969 – Moss-Carlsson/Seigle-Morris und Aaltonen/Liddon (Foto McKlein)

Diese Aussage von Stuart Turner, Sportchef von BMC, Ford und Castrol, ist legendär als Begründung für die Rallyeeinsätze bar jeder Wirtschaftlichkeit – Umwegrentabilität, Marketing und Werbung zur Unterstützung des Verkaufs regional und international.

Rallye in Ostafrika: 1969 - Aaltonen/Liddon als 9. im Ziel - "gebrauchte" Fulvia 1,3 HF

Rallye in Ostafrika: 1969 – Aaltonen/Liddon als 9. im Ziel – „gebrauchte“ Fulvia 1,3 HF

Ostafrika als Zielmarkt für Lancia ab dem Jahr der Integration in den FIAT-Konzern? 1969 trat Lancia erstmals bei der East African Safari Rally in Ostafrika an, mit ganz wenigen Unterbrechungen wurde mit vollem Einsatz der prestigeträchtige Sieg angestrebt und 1988 erstmals errungen. 1992 erfolgte der letzte Start als der Delta Integrale am Ende seiner Sportlaufbahn angelangt war. Boshafte Frage des Historikers: wie viele Fulvias, Stratos, 037 und Deltas wurden in Ostafrika nach den heroischen Einsätzen verkauft?

Rallye in Ostafrika: 1970 - Munari/Drews in Führung liegend ausgeritten, die Fulvia hat überlebt!

Rallye in Ostafrika: 1970 – Munari/Drews in Führung liegend ausgeritten, die Fulvia hat überlebt!

Die Frage ist unziemlich und man sollte die Gesamtsicht der Erreichung internationaler Meisterschaften beachten, der Verkauf eines Fulvia Coupés an die Tochter eines Massai-Häuptlings war sicher nicht das vordergründige Ziel.

Rallye in Ostafrika: 1971 - Munari/Drews wie die anderen Fulvias ausgeschieden

Rallye in Ostafrika: 1971 – Munari/Drews wie die anderen Fulvias ausgeschieden

Die Safari Rally ist in der einschlägigen Literatur ausführlich beschrieben worden bevor sie aus verschiedenen Gründen 2003 aus dem Sportkalender gestrichen wurde und als Oldtimerbewerb wiederkehrte. Zwei umfassende Bücher seien herausgegriffen

  • Roger Barnard, Safari Rally – The First 40 Years, Sheffield, 1992, ISBN 0-9519781-0-1
  • Renhard Klein/John Davenport/Helmut Deimel, Safari Rally, Köln, 2003, ISBN 3-927458-08-2
Rallye in Ostafrika: 1976 - Heile Welt für Munari/Drews auf der Startrampe in Nairobi

Rallye in Ostafrika: 1976 – Heile Welt für Munari/Drews auf der Startrampe in Nairobi

Jahr

Datum

#

Fahrer/Beifahrer

Erg.

Fahrzeug

Typ

1969 4. Apr.

5

Moss-C./Seigle-M.

TO 970375 Fulvia 1,3 HF

9

Aaltonen/Liddon

9

TO A63482

17

Fall/Drews

15

TO A93674
1970 28. Mrz.

7

Källström/Haggbom

TO D20643 Fulvia 1,6 HF

21

Lampinen/Davenport

TO D20642

23

Munari/Drews

TO D20641
1971 8. Apr.

18

Fall/Wood

T0 B79056 Fulvia 1,6 HF

21

Källström/Haggbom

8

TO E51660

32

Munari/Drews

TO E51658

36

Lampinen/Davenport

TO E51662
1974 11. Apr.

7

Mehta/Doughty

11

TO K87879 Fulvia 1,6 HF

10

Munari/Drews

3

TO K87878
1975 27. Mrz.

2

Mehta/Doughty

TO L99082 Beta Coupé

3

Munari/Drews

2

TO L87904 Stratos

9

Ulyate/Smith

TO L80932 Beta Coupé
1976 15. Apr.

1

Waldegard/Throrzelius

TO N12661 Stratos

6

Munari/Maiga

TO L96265

17

Preston jun./Lyall

12

TO L80931
1977  7. Apr.

4

Lampinen/Andreasson

TO P50745 Stratos

6

Ulyate/Street

TO L80932

7

Munari/Sodano

3

TO P10315
1984 19. Apr.

7

Alen/Kivimäki

4

TO W67787 037

17

Preston jun./Lyall

6

TO W67788
1985 4. Aprl.

8

Bettega/Perrisinot

TO D09009 037

9

Alen/Kivimäki

TO D0911

15

Preston jun./Lyall

TO D0912
1986 29. Mrz.

3

Alen/Kivimäki

3

TO W67768 037

4

Biasion/Siviero

TO E24958

14

Preston jun./Lyall

TO W67779
1987 16. Apr.

16

Prestpn jun./Lyall

14

TO 88192F Delta HF
1988 31. Mrz.

6

Biasion/Siviero

1

TO 34166H Delta Integrale

20

Preston jun./Lyall

TO 34164H
1990 11. Apr.

2

Biasion/Siviero

TO 51887N Delta Integrale

4

Fiorio/Pirollo

TO 54911N

5

Kankkunen/Pironen

2

TO 54910N
1991 27. Mrz.

1

Recalde/Christie

3

TO 22605R Delta Integrale

6

Kankkunen/Pironen

1

TO 22602R

7

Biasion/Siviero

TO 22603R
1992 27. Mrz.

1

Kankkunen/Pironen

2

TO 53231S Delta Integrale

3

Waldegard/Gallagher

TO 53229S

5

Recalde/Christie

3

TO 53230S
Rallye in Ostafrika: 1977 - Lampinen/Andreasson - Service mit C. Fiorio und M. Mannucci

Rallye in Ostafrika: 1977 – Lampinen/Andreasson – Service mit C. Fiorio und M. Mannucci

Die oben angeführten Fahrzeugidentifikationen wurde aus Spezialbüchern / Internetsites  entnommen, sodass die Dokumentation erstmals überraschenderweise lückenlos ist:

  • 037: Reinhard Klein/John Davenport, Group B – Owner Edition, Köln, 2011
  • Beta: Lancia Rundschau des LCD 1/2013 – Angela Verschoor
  • Delta: Werner/Blaettel/Gerhard D. Wagner, Lancia Delta HF Integrale – Geschichte eines Champions, Königswinter, 2005, ISBN: 3-89880-268-X
  • Stratos: http://www.lanciastratos.jp/stratos-wrc-history-wrc-his.htm
  • Fulvia: Ernst Marquart, Fulvia-Puzzle, Wien, 2011.
Rallye in Ostafrika: Nächste Ausbaustufe 037 - Alen/Kivimäki 1974 - Platz 4

Rallye in Ostafrika: Nächste Ausbaustufe 037 – Alen/Kivimäki 1974 – Platz 4

Die obligate Frage, ob die Safari eine Erfolgsgeschichte für Lancia war, lässt sich nicht einfach mit ja oder nein bearbeiten. Die Dauer und Aufwende bis zum ersten Sieg sprechen eher für nein – 18 Jahre und 31 Einsätze. Drei Siege in vier Jahren sprechen für ja, wobei zu beachten ist, dass die eingesetzten Fahrzeuge bis auf den Delta „eigentlich“ für den Afrika-Einsatz ungeeignet waren – das „Trotzdem“-Image, das mit Flavia und Fulvia aufgebaut worden war, konnte mit Stratos und 037 auf höchstem technischen Niveau weiter kultiviert werden.

Rallye in Ostafrika: 1992 - das Ende der Geschichte: Recalde/Christie Platz 5 auf dem Delta

Rallye in Ostafrika: 1992 – das Ende der Geschichte: Recalde/Christie Platz 5 auf dem Delta

Ein interessanter und bunter Aspekt ist die Verfolgung der Fahrzeuggeschichten bei und nach den Safari-Rallyes. Welche  Fahrzeuge blieben (irreparabel) auf der Strecke, welche wurden aus wirtschaftlichen Gründen schweren Herzens (?) zurückgelassen, welche fanden zurück nach Europa und wurden dort wieder eingesetzt? Helmut Deimel hat in der autorevue 7/1992 einen bunten Bericht über das Schicksal gestrandeter Rallyefahrzeuge geschrieben, welche „wohlverwahrt“ in Händen kundiger Afrikaner auf Wiedererweckung warten – wahrscheinlich bis zum St. Nimmerleinstag!

Rallye in Ostafrika: Angemessene Anreise nach Ostafrika - mit Oneway-Ticket ?

Rallye in Ostafrika: Angemessene Anreise nach Ostafrika – mit Oneway-Ticket ?

Ich kann hier nur über das „Schicksal“ der Fulvias 1969 bis 1974 berichten:

Jahr

Fahrzeug

telaio

vor

nach

Verbleib

1969 TO 970375 1279

9

0

unbekannt
TO A63482 2002

1

0

unbekannt
TO A93674 ?

0

0

unbekannt
1970 TO D20643 1614

0

0

unbekannt
TO D20641 1615

0

5

verschrottet
TO D20642 1616

0

0

unbekannt
1971 TO B79056 1286

3

0

unbekannt
TO E51660 2260

0

4

unbekannt
TO E51658 2265

0

2

unbekannt
TO E51662 2262

0

0

unbekannt
1974 TO K87879 2277

0

1

Japan
TO K78878 2278

0

0

Italien

Der Safari-Virus hatte aber nicht nur Lancia befallen, auch die eingesetzten Piloten, beginnend mit Aaltonen bis Waldegard, kamen jährlich nach Ostafrika, immer und immer wieder, auch wenn die Erfolge nie kamen (Aaltonen und Munari) oder langsam ausklangen (Kankkunnen und Waldegard).

E. Marquart / 9.2013

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