Reifenmode bei Lancia

Reifenmode bei Lancia

7 Apr, 2019

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Mein Artikel „Rädermode bei Lancia“ in der Rubrik „Technik“ vom Mai 2016 ist ein oft gelesener Bericht, was mich überrascht hat, denn sehr viele Alternativen zu den Stahlfelgen mit 14“-Durchmesser gab es ja nicht. Der „Mode“ der damaligen Zeit gehorchend wurden 13“-Leichtmetallfelgen in Breiten von 5, 5 ½, 6 bis 7“ homologiert und eingesetzt. Dieser Weg zu kleineren Durchmessern war allerdings ein Irrweg, denn die Beherrschbarkeit der Fahrzeuge auf schlechten Straßen (Federwege, Schluckvermögen, Dämpfer und Bodenfreiheit) war mit kleinen Rädern deutlich geringer. Citroen, Saab und VW blieben immer bei den Seriengrößen 15“ und waren damit im Vorteil.

Reifenmode bei Lancia – East African Safari Rally 1969 – Pat Moss-Carlsson und Henry Liddon

Für den Beitrag über die beschränkten Möglichkeiten des Reparto Corse Lancia bei der Anpassung der Federung der Fulvia für die unterschiedlichen Anforderungen zwischen Asphalt (z.B. Coupe des Alpes), Geröllpfaden (San Martino di Castrozza) und schwerem Gelände (East African Safari) hatte ich in Gianni Tontis Band II seines Buches „Reparto Corse Lancia“ die Spezifikationen bei den einzelnen Bewerben ab der Tour de Corse 1967 nachgelesen. Dabei sind auch – aber teilweise unvollständig – die Bereifungen erwähnt, die ich nun hier zusammenstelle.

Reifenmode bei Lancia – Campagnolo-Felge

Reifenmode bei Lancia – Cromodora-Felge

Vor 1970 verboten die Sportgesetze der FIA Werbung auf den Wettbewerbsfahrzeugen, wenn nun Hersteller mit Lieferanten für Reifen, Stoßdämpfer, Scheinwerfer etc. Verträge hatten, blieb dies „verborgen“, konnte nicht beworben werden. Heute sind die Rallyefahrzeuge fahrende Werbeflächen, auf denen jeder Lieferant seine Kleber anbringen will, er zahlt ja meist eine Menge für die Bereitstellung seiner Produkte. Ob Lancia bindende Verträge für die verwendeten Reifen hatte, weiß ich nicht, möglicherweise hatten z.B. die Trautmanns in Frankreich andere Verträge als das Reparto Corse Lancia. Da Tonti die Reifenmarken nicht bei jedem Einsatz vermerkt hat, kann man davon ausgehen, dass es 1968 einen Vertrag mit Dunlop gegeben hat, vielleicht auch 1969. Ab Herbst 1970 werden die Einträge „Coperture“ immer weniger, wahrscheinlich weil die „Individualisierung“ pro Fahrer und Bewerb zugenommen hat, Reifenwechsel zwischen den Sonderprüfungen zur Routine wurden.

 

Reifenmode bei Lancia – Pirelli Cinturato

 

 

Reifenmode bei Lancia – Dunlop Racing

Reifenmode bei Lancia – Dunlop Weathermaster

 

Wurden 1967 und 1968 noch „Allround“-Profile von Dunlop für fast alle Straßenbeläge verwendet – Ausnahme Racing für Asphalt-Sonderprüfungen – kamen Ende 1968 bei der RAC erstmals „Winterreifen“ zum Einsatz, die auf den Schotterstraßen und eventuellen Schneefahrbahnen einen besseren Grip ergaben. Während bei Rallyes nach Bedarf zwischen 13“ und 14“-Rädern gewechselt wurde, wurde bei den Rundstreckenrennen Targa Florio und Mugello immer mit 13“-Rädern gefahren, interessanterweise im Wechsel zwischen Dunlop und Michelin. Pirelli brachte 1970 „endlich“ einen Winterreifen, der den Dunlop Weathermaster verdrängte. Wahrscheinlich suchen Sie die Reifentypen bei der Rallye Monte-Carlo, doch dort wurden früh die finnischen Spezialreifen von allen Teams verwendet, für welche es keine Alternative bei den großen Reifenproduzenten gab.

Abschließend noch einmal die Erwähnung des Coups von Cesare Fiorio, als er bei der Rallye Sanremo 1969 innerhalb einer Sonderprüfung die Vorderräder aller Fulvias wechseln ließ und damit die Konkurrenz düpierte und die HF Squadra Corse die ersten drei Plätze belegte. John Davenport berichtete darüber in MotorSport 02/2003 ausführlich, weil er als Beifahrer von Sandro Munari auch in den Genuss dieses Schachzuges gekommen wäre.

 

Reifenmode bei Lancia – Rallye Sanremo 1969 – „der“ Reifenwechsel

 

Jahr

Bewerb Typ 1

Typ 2

1967 TdC Dunlop Racing Pirelli Cinturato
Cevénnes Pirelli Cinturato
1968 MC Dunlop Racing Pirelli ETNA
Dunlop SP Pirelli Cinturato
Targa Florio Michelin X 5 1/2″
AF Dunlop Racing Dunlop SP
Akropolis Dunlop Racing 4 1/2″ Dunlop SP
Vltava Dunlop Racing 4 1/2″ Dunlop SP
Alpi Orientali Dunlop SP
Mugello Michelin X 5 1/2″
6 Std N. Goodyear
Marathon Michelin X 5 1/2″
de la Plata Dunlop Racing 4 1/2″ Dunlop SP
RACE Dunlop Racing 5″ Dunlop SP 73
Sardinien Dunlop SP 73
Vercours Michelin 6″
RAC Dunlop Weathermaster Dunlop Racing
1969 MC Pirelli 5 1/2″ und 6″
Daytona Goodyear
Fiori Dunlop Weathermaster Goodrich 5 1/2″
Sestriere Dunlop Weathermaster Pirelli BS
Marokko Dunlop Weathermaster
999 Minuti Dunlop Weathermaster
Targa Florio Michelin X 5 1/2″
Tulpen Dunlop Weathermaster Michelin Racing
AF Dunlop SP 165×13″
Villa d’Este Dunlop Weathermaster
Cevenole Michelin Racing 19×13″
1000 km Michelin Racing 19×13″
Alpi Orientali Dunlop SP44 175×13″ Dunlop SP57 165×13″
Vltava Pirelli Cinturato 175×13″ Dunlop Racing 19×13″
Mont-Blanc Michelin Racing 19×13″
Alpe della Luna Dunlop Weathermaster Dunlop Racing 19×13″
Polen Pirelli Cinturato 155×14″
Mugello Dunlop 4.25/9.50 x 13″
Marathon Dunlop 4.25/9.50 x 13″
San Martino di Castrozza Dunlop SP 44 175×13″ Dunlop Racing 4.25/9.50 x 13″
RAC Dunlop SP44
TdC Dunlop 4.25/9.50 x 13″
Michelin XAS
1970 999 Minuti Pirelli ETNA
Paris-St.Raphael Pirelli Cinturato
Tulpen Pirelli CN36 Dunlop Racing 4.25/9.50 x 13″
AF Dunlop SP 175×13″ Dunlop Racing 5,50×14″
Pirelli CN36
Wiesbaden Pirelli CN 36 185×13″
Akropolis Pirelli ETNA Pirelli CN36 185×13″
Dunlop Racing 4.25/9.50 x 13″
Schottland Pirelli ETNA
Alpi Orientali Pirelli ETNA Pirelli CN36 185×13″
Vltava Pirelli ETNA Pirelli CN36 185×13″
Dunlop Racing 4.25/9.50 x 13″
Mugello Pirelli Racing 4.50/10×13″ Dunlop Racing
1000 Seen Pirelli ETNA
Alpe della Luna Pirelli DP 34 Pirelli CN36
TAP Pirelli DP 34 Pirelli CN36
1000 Minuten Pirelli DP 34 Pirelli CN36

 

Reifenmode bei Lancia – Vorbereitungen zur East African Safari 1970

 

E. Marquart / 4.2019

1 Kommentar

  1. Henrik Stavorinus /

    Guten Abend Herr Marquardt,
    Ich bin dabei für die „La Mia Diva“ der Lancia Fulvia&Flavia IG einen Artikel über die Monte 1968 zu schreiben. Bei der Recherche habe ich Ihren Artikel zu den Reifen gefunden, ich würde Ihren Beitag gerne zitieren wollen und einen Listung der Quelle nennen (Das gehört sich so).
    Ich habe nich eine weitere Frage, gerade bei der Monte: mit den sehr unterschiedlichen Startorten muß die Logistik, die Fulvias erst an die Startorte zu bringen, enorm gewesen sein. Haben Sie Informationen, wie das geschah: Transporter, Mechaniker haben diese gefahren, die Crews haben sicher wohl nicht gefahren.

    Wir hatten vor längerer Zeit geschrieben, dass Ihre Berichte nicht so oft gelesen werden. Das bloße Reden hilft kaum: es muss jeder selber herausfinden, was in Ihren Artikeln an Informationen stecken (und sich vorstellen, was für Mühe in der Recherche steckt). Enorm und Danke.

    Henrik Stavorinus.

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