Frühlingstreffen des LCS im Val Poschiavo

Frühlingstreffen des LCS im Val Poschiavo

30 Jun, 2014

Besuch aus dem fernen Osten in Graubünden

Wie sind die Schweizer Lancisti so aus der Nähe betrachtet? Grenzüberschreitende Erfahrungen mit gepflegter Gastlichkeit und Traditionspflege.

Bevor ich mich in langen Vorreden, Wenn und Abers verliere – es war schön, das Val Poschiavo  in Graubünden und das Frühlingstreffen 2014 des Lancia Club Suisse.

Lancia Club Suisse Frühlingstreffen

Lancia Club Suisse Frühlingstreffen

Abgesehen von den Treffen der Fulvia-Freunde – siehe auch den Bericht 23. Juni 2014 – und selbst organisierten Ausfahrten hatte ich seit 1998 bei Clubtreffen Abstinenz geübt, die Heterogenität der Teilnehmer, ihrer automobilen (typenbezogenen) Interessen und finanziellen Vorstellungen, was wohl ein „ordentliches“ Treffen kosten dürfe, hatten meine Begeisterung ziemlich gedämpft. Durch intensive Lektüre des Clubmagazins „PRONTO“ und Besuch der Homepage des LCS ( www.lcs.ch ) entstand die Idee, dass ein Schweizer Treffen wohl etwas anders sein dürfte als die mir bisher bekannter anderer Clubs.

Lancia Club Suisse Frühlingstreffen: Unaufgeregt bunt gemischt, die Schweiz ist anders!

Lancia Club Suisse Frühlingstreffen: Unaufgeregt bunt gemischt, die Schweiz ist anders!

Ich lud mich unverschämt beim Redaktor Patrik Hellmüller selbst ein, die Schweizer Diplomaten sagten nicht nein, so meldete ich mich an, zahlte die mit einem Excel-Chart detailliert aufgeschlüsselten Teilnahmekosten ein, erhielt eine freundliche Teilnahmebestätigung und reiste rechtzeitig von Wien ab, um zum vereinbarten Termin im von Wien weit entfernten Val Poschiavo einzutreffen. Autoreisezug Wien – Innsbruck, Nächtigung in Innsbruck, weil ich am nächsten Tag über sieben italienische Berge standesgemäß vom Süden in das italienischsprachige Graubündener Tal anreisen wollte.

Lancia Club Suisse Frühlingstreffen: "Hofschenke" oberhalb St. Leonhard im Passaier - erste Adresse für liegengebliebene Fulvias

Lancia Club Suisse Frühlingstreffen: „Hofschenke“ oberhalb St. Leonhard im Passaier – erste Adresse für liegengebliebene Fulvias

 

Doch wie meinte Wilhelm Busch so treffend: „Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt“. Statt die sieben ausgewählten italienischen Berge zu erklimmen, konsultierte ich in früher Morgenstunde den Pannendienst, der den aufgetretenen Fehler nicht nach systematischer Suche, die er selbstverständlich am Beginn vornahm, sondern durch einen kundigen Griff unter das Armaturenbrett behob. Wackelkontakt! Verspätet den Brenner auf der alten Bundesstraße erklommen, in Sterzing den Anstieg zum Jaufenpass begonnen, blieb die Fulvia bereits nach wenigen Kilometern stromlos mitten in der Steigung stehen. Zurückrollen in eine kleine Ausweiche, den Wackler suchen, nicht finden, Armaturenbrett teilweise ausbauen – nichts. Mit Hilfe eines deutschen Motorradfahrers samt braver Ehefrau das Heck der Fulvia von der Leitschiene auf die Straße zurückheben, zurückrollen – klagloser Anspringen und im „jugendlichen“ Leichtsinn sofort weiter auf den Pass hinauf. Keine Einschränkungen. In einem kurzen Tunnel vor St. Leonhard im Passaier, ich schaltete die Scheinwerfer ein, war wieder totale Stromlosigkeit!

Ich empfehle wärmstens das Gasthaus „Hofschenke“ oberhalb von St. Leonhard – die Serviererin/junge Wirtin verband mich mit dem Ford-Dienst Freitag im Ort, nach kurzem, kompetentem Telefonat kam ca. 30 Minuten später ein Wagen mit neuer Batterie und kundiger Analyse. Am frühen Nachmittag in der Werkstätte wurde ein verschmorrtes Kabel bei Lichtmaschine getauscht und eine zu geringe Ladung durch die Lichtmaschine festgestellt. Man „entließ“ mich auf Revers, weil auch die neue, stärkere Batterie möglicherweise nicht bis in die Schweiz ausreichen würde. Also wurde der kürzeste Weg ins Val Poschiavo gewählt, es war bereits 15:30 Uhr. Ich kam zum Begrüßungs-Prosecco zurecht!

Lancia Club Suisse Frühlingstreffen: Lago di Poschiavo bei Le Prese

Lancia Club Suisse Frühlingstreffen: Lago di Poschiavo bei Le Prese

An dem Treffen nahmen ca. 25 Fahrzeuge vorzugsweise aus der deutschsprachigen Schweiz (zwei Besucher aus Österreich) teil, teilweise kamen noch temporär weitere „Besucher“ dazu. Meine Erwartung, dass die Schweizer an solche Veranstaltung ohne Vorurteile, typenorientierte Gruppenbildung und Sprachschranken herangehen, wurde voll bestätigt. Von traumhaften Aurelias B20, über Beta, Fulvias (nur zwei S1), Integrale, Montecarlo, Dedra, Kappa, Thesis usw. war fast alles vertreten. Bei den ausgezeichneten Essen gab es unterschiedlichste Tischgesellschaften, es gab keine offenen Motorhauben, ehrliche Bewunderung für die durchgehend sehr gepflegten Fahrzeuge. „Man“ kennt sich, weiß, welche Schätze in Garagen zu Hause blieben.

Lancia Club Suisse Frühlingstreffen: Die Rhätische Bahn bei Brusio - 700% Steigung. 40 m Radius - einmalig!

Lancia Club Suisse Frühlingstreffen: Die Rhätische Bahn bei Brusio – 700% Steigung. 40 m Radius – einmalig!

Das Programm war interessant – Weltkulturerbe Rhätische Bahn bei Brusio, Weinverkostungen mit kompetenten Erklärungen, Stadtführung in Poschiavo mit Präsentation der Fahrzeuge im historischen Ortskern. Die zurückzulegenden Entfernungen waren vernünftig kurz, die „Verpflegung“ (z.B. ristoranteaitigli@libero.it) ausgezeichnet, die Quartiere alle zu Fuß erreichbar – und die Nächte herrlich kühl.

 

 

 

So wiederhole ich mein eingangs genanntes Urteil mit dem berühmten Zitat unseres vorletzten Kaisers: Es war sehr schön, es hat uns sehr gefreut!

Lancia Club Suisse Frühlingstreffen: Das Gegenteil von Fast Food - italienische Gastlichkeit und Köstlichkeiten

Lancia Club Suisse Frühlingstreffen: Das Gegenteil von Fast Food – italienische Gastlichkeit und Köstlichkeiten

PS: Die Heimreise über Bernina-Paß bei Regen, Engadin, Nauders, Landeck bis Innsbruck verlief ohne Komplikationen. Die Ladekontrolle schimmerte beharrlich vor sich hin, die Batterie dürfte noch nicht ganz entladen gewesen sein.

E. Marquart / 7.2014

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